Saarbrücken feiert ausgelassen eine feucht-feurige Metal-Messe am E-Werk

Wenn die Garage Saarbrücken zu den jährlichen Open Airs einlädt, ist eines gewiss: Es gibt gute Stimmung mit hochkarätigen Bands. So ist am Samstag, 15.07.2023 mit Powerwolf aber nicht nur einen top Act aufgetreten, sondern gleich vier. Die heimischen Wölfe haben Doro, Saltatio Mortis und WarKings eingeladen, gemeinsam eine „Metal-Messe“ auf dem Platz am E-Werk in Saarbrücken zu zelebrieren.

Dem umfangreichen LineUp entsprechend geht es schon recht früh los. Um 15 Uhr reicht die Warteschlange dutzende Meter vom Einlass hinter der Werkshalle bis vorne hin zum Parkplatz. Bis 16 Uhr unterhalten sich die Metalheads gut gelaunt mit einem (meist) Bier oder shoppen an den Merchandise-Ständen. „Metal is Religion“ steht auf vielen Shirts der zahlreichen Powerwolf-Anhänger. Mit Blick gegen Himmel und auf die Wetter-App, beten wahrscheinlich inzwischen einige, dass es trocken bleibt.

Doch kaum hat der bärtige Hephaistos, der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, die WarKings angekündigt, öffnet der Wettergott die Schleusen. „The Last Battle“ schallt es urch den Regen über den gut gefüllten Platz. “The Tribune” (Gesang), “The Crusader” (Gitarre), “The Viking” (Bass) und “The Spartan” (Drums) feuern die Stimmung ordentlich an und trotz den schubweisen Regenfällen zieht das Publikum mit. Sie singen von “Maximus” und “Sparta”, wobei sich unter den klaren Gesang des Tribuns immer wieder die gutturalen Schreie der “Queen of the Damned” mischen, die hin und wieder auch ihre klare Stimme zum Besten gibt. Die harten Riffs der Oden von antiken Heldentaten lassen gelegentlich Hephaistos in den Fokus rücken, in dem er immer Hammer schwingend entweder oben auf der Bühne oder unten im Circlepit für Begeisterung sorgt. „Gladiator“ ist der letzte der neun Songs und beendet den feucht-fröhlichen Gig.

Weiter geht es mit der Queen of Metal. Zum Glück ist es warm, so dass weiterhin ausgelassene Stimmung im stellenweisen strömenden Regen herrscht. Doro ist sichtlich gut drauf und begrüßt auf ihre herzliche Art die tropfende Menge. Mit Bier und Wurst stimmt man Klassiker wie „Breaking the Law“, „Für immer“ und „I Rule The Ruins“ an. Wer die Hände frei hat, klatscht und hüpft auf dem schlammigen Boden. Die unermüdliche Frontfrau tritt stets mit ihren Fans in Kontakt, dankt ihnen für die inzwischen 40-jährige Treue und kündigt ihr neues Album an. Derweil wird in der ersten Reihe ein älterer Mann im Rollstuhl hochgehoben, nur unweit sitzt ein Kind mit Ohrenschützern auf den Schultern des Vaters. Beide schwingen mit einem Lachen im Gesicht die Pommesgabel. Die Metal-Ikone, die in zwei Wochen in Wacken ihr Jubiläumskonzert geben wird, vereint Fans über Generationen. Zum Schluss kommt sogar die Sonne wieder raus. Mit einem Dankeschön an Powerwolf für die Einladung und zu den Klängen „All for Metal“ verlässt die Queen of Metal unter viel Beifall die Bühne.

Kraftvoll entern dann Saltatio Mortis im Sonnenlicht die Bühne. Vom ersten Song „Alive Now“ wirkt Frontmann Alea besonders Energie geladen. Er schreit aus voller Kehle, springt unentwegt und rennt in den Fotograben, um die Fans zu begrüßen. „Brot und Spiele“ sowie „Dorn im Ohr“ holen sofort die Anwesenden ab. Mit „Taugenichts“ positioniert sich die Band gegen Fremdbestimmung und Leute, die andere in Schubladen stecken. Weniger ernst geht es mit einem großen Schluck aus der Pulle heiter weiter. Ob tanzend zu „What shall we do with a Drunken Sailor“ oder rudernd bei „My Mother Told Me“, Saltatio Mortis feuern die Stimmung weiter an. Die enge Verbindung zwischen Band und ihren Fans spiegelt sich nicht nur im minutenlangen Crowdsurfen des Frontmanns, sondern spürt man über den kompletten Gig hinweg. Hier wird nicht einfach nur eine Show runtergespielt, hier wird mit Herzblut zusammen gefeiert. Emotional wurden die Schlussakkorde. „Für immer jung“ und „Spielmannsschwur“ beenden den einzigen Gig ohne Regen. „Wir hatten heute kein Feuer, aber ihr habt Feuer. Vielen Dank“, verabschiedet sich Alea mit Blick auf folgende Show.

Denn Powerwolf feuert gleich aus allen Rohren. Flammensäulen steigen zum Opener auf. Zu „Faster Than The Flame“ starten Sänger Attila Dorn, die Gitarristen Matthew und Charles Greywolf sowie Organist Falk Maria Schlegel und Schlagzeuger Roel van Helden traditionell ihre heilige Metal-Messe. Mit Feuer den wiedereinsetzenden Regen zu bekämpfen, scheint die Devise zu sein – oder mit kollektiven Wegschreien der Wolken, wie Attila es zusammen mit den Fans versucht. Leider gelingt dies nur temporär. „Falk, du hast ein riesen Ding“ kommentiert der witzelnde Frontmann das Hereinschieben einer übergroßen Orgel. Und als Falk zu „Amen And Attack“ darauf in die Tasten greift, spucken die dickbäuchigen Orgelpfeifen weitere Flammen aus. Der Lieder, die sich meist um Werwölfe, Gelüste oder Kirche drehen, begeistern genau wie die imposante Show. Die treue, teilweise verkleidete Fangemeinde grölt textsicher Lied für Lied mit. Ihr chorales Gesangstalent beweiset das Wolfsrudel abermals zur Mitsinghymne “Armata Strigoi”. Ebenso als bei „Stossgebet“ wieder Mönche mit Fackeln auf die schon in Flammen gesetzte Bühne ziehen, reihen sich zum opernhaften Gesang tausende weitere Stimmen in den Refrain mit ein. „Regnet es noch? Nein, dann komme mal vor.“, wagt sich Attila in einer Trockenpause über den Bühnenrand. Falk springt unermüdlich über die Bretter, schwingt immer wieder seinen Schal. Ebenso agil zeigen sich die beiden Greywolfs, wechseln stets die Seiten oder stehen beim Gitarrensolo auf der Erhöhung in Pose. Zwischen die harten Klängen gesellt sich schließlich “Where the Wild Wolves Have Gone”, eine emotionale Ballade zur Verschnaufpause, während am Horizont Blitze zucken. Bis zur Zugabe mit „Sanctified with Dynamite, „We Drink Your Blood“ und „Werewolfes Of Armenia“ bleibt es eine feucht-feurig Metal-Messe im heimischen Saarbrücken. Klatschnass aber mit einem zufriedenen Grinsen machen wir uns nach dem letzten Ton auf den Weg in die Nacht.

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