H-Blockx lassen die Garage hüpfen und geben Saarbrücken ein Versprechen
Risin’ High. Die Kult-Band aus den Neunzigern ist wieder da und hat am 26. Oktober 2025 den zweiten Stopp auf ihrer „FILLIN_THE_BLANK“-Tour in der Garage Saarbrücken eingelegt. Nur wenige Tage zuvor haben H-Blockx die Katze aus dem Sack gelassen und das zur Tour gleichnamige Album für das kommende Frühjahr angekündigt. Harte Gitarrenriffs, gepaart mit Sprechgesang, getrieben von einem stampfenden Beat, gelten seit jeher als Markenzeichen der Münsteraner. Da durften die vielen Fans gespannt sein, ob die Crossover-Band aus Münster neue Lieder im Gepäck hatte und welche alten Hits sie live zum Besten gab.
Zunächst starten Bird’s View mit „Pin Drop“ den Konzertabend bei vollem Haus. Die Alternative-Rock-Band aus Frankfurt legt energisch vor und spätestens bei „Lay Down“ packt der wuchtige, grungige Gitarrensound die ersten Gäste. „Habt ihr Bock? Tanzt, trinkt, zerstört euch. Es ist Sonntagabend“, ruft der Sänger Niko Huber nach „Blinding Buzz“ und stimmt nebenbei die Gitarre nach. Das Publikum bleibt zunächst zurückhaltend, doch die vier Jungs liefern eine solide Grundlage, die den Saal wie beim neuesten Werk „Chaos B.C.“ auf Temperatur bringt. Der reißende Retro-Gitarrensound wird von Bass und harten Drums getragen, was dem Publikum zunehmend in die Beine fährt. Dass Bird’s View auch etwas ruhiger können, beweisen sie beim vorletzten Song „Too Old“, bevor sie für den finalen Song wieder Vollgas geben und die Garage auf Betriebstemperatur an den Headliner übergeben.
Dann geht das Licht aus, und zum Intro von „Straight_Outta_Nowhere“ wird es laut in der grölenden Halle. „Wer sind wir?“, ruft Henning Wehland. „H-Blockx“, brüllt die Menge immer wieder zurück. „Wir können es selbst kaum glauben. Wir sind zurück“, sagt der charismatische Frontmann nach „Fly“ und legt mit „How Do You Feel?“ nach. Und wie sich die Fans fühlen, machen sie von Beginn an klar. Die anfängliche Zurückhaltung weicht euphorischer Ausgelassenheit. Songs wie „Step Back“ und der Bandklassiker „Move“ lassen die Garage beben, die Fans springen bis in die letzten Reihen und singen textsicher mit. Ein Lächeln liegt auf den Gesichtern der Bandmitglieder. Ebenso unverkennbar wie ihr 90er-Crossover-Look: weiße Kniestrümpfe, schwarze Shorts, dunkles Trikot und Baseballcap. Nicht mehr so bunt wie früher, aber eindeutig H-Blockx.
Dann wird es thematisch ernst und aufmerksam still. Wehland gibt tiefe Einblicke in sein bewegtes Seelenleben. Er hatte irgendwann feststellen müssen, dass in ihm viele Aggressionen schlummerten. Er spricht über die Suche nach Schuld bei anderen und darüber, dass er „morgens schon Bock auf Schnaps“ hatte – vor vier Jahren habe er damit aufgehört. Seine inneren Dämonen, die er „Bully“ nennt, lässt der Sänger hinter sich und hat sie in einem bisher noch nicht live gespielten Song verarbeitet. So mündet vor „Beg To Differ“ respektvoller Beifall in laute „Bully, Bully, Bully“-Rufe, die die Stimmung noch über das Lied hinaus tragen.
Die Setlist pendelt weiter zwischen den frischen Tracks aus dem für den 6. März 2026 angekündigten Album „FILLIN_THE_BLANK“ und den alten Hits, vor allem von der Erfolgsscheibe „Time to Move“, etwa „Pour Me a Glass“. Das kraftvolle „Revolution“ wird vom ruhigen „Take Me Home“ abgelöst, und die Garage atmet gebannt durch – für den nächsten Pendelschwung. „Ich bin ein bisschen aufgeregt. Wir wollen gucken, wie die neuen Songs bei euch ankommen“, so Henning. Die Band muss sich keine Sorgen machen: Denn auch „Lights Out“, das erst vor ein paar Wochen veröffentlicht wurde, begeistert in Saarbrücken ebenso wie „C’mon“ im Anschluss. Die neuen Songs kommen klar im H-Blockx-Gewand, leiten nahtlos in die neue Ära der Band über und schüren die Vorfreude auf das kommende Album.
Auf der Zielgeraden entpuppt sich „Little Girl“ nicht nur als Startschuss für ein knackiges Hit-Potpourri, sondern auch als Mitsing-Hit, bei dem die Menge Handylichter schwenkt und lautstark mitsingt. Die H-Blockx heizen dem scheinbar – nur manche grauen Haare und Fältchen offenbaren die Wahrheit – jung gebliebenen Publikum weiter ein. In dieses Feeling mischt sich „Time of My Life“ hinein, das das nostalgische Gefühl widerspiegelt. Genau der richtige Zeitpunkt, die Kracher zu zünden: „The Power“ und „Risin’ High“ markieren den energiegeladenen Höhepunkt – für manche zu viel. Eine kurze Unterbrechung und ein paar beruhigende Worte an übermotivierte Fans, dann geht der gepflegte Abriss unaufhörlich weiter. Der Saal tobt, die Menge wirft die letzten Körner ins Feuer. Wow, jetzt erst mal kurz durchatmen.
Unter „Zugabe“-Rufen kehren die vier Herren zurück und komplettieren mit einem starken „Time to Move“-Medley das allseits bekannte Album. Henning spricht über das neue Album, wie „fresh“ die Band sich wieder fühlt, und gibt das Versprechen, nächstes Jahr „definitiv“ wieder in die Garage zu kommen. Die neuen Songs könne man bis dahin lernen, läutet Wehland gleich mit einer Übungsstunde ein. Nach kurzer Anweisung feiert die Halle zusammen einen weiteren neuen Song, nämlich „Corn’s About to Pop“. Einen gibt’s noch. Ein extra langes „Ring of Fire“ krönt ein fulminantes Finale.
Die H-Blockx zeigen in der Garage Saarbrücken, dass sie noch reichlich Energie im Tank haben. Die Band wirkt fit, nahbar und mit neuem Material heiß auf neue Abenteuer. Mit „FILLIN_THE_BLANK“ füllen sie die Lücke zwischen „Time to Move“ und den neuen 2025er-Tracks. Wer den klassischen Crossover-Sound liebt und zugleich neugierig auf frische Hooks ist, sollte sich den nächsten Besuch der Münsteraner vormerken. Denn: Die H-Blockx melden sich eindrucksvoll zurück, und Saarbrücken ist bereit für Runde zwei.