ZZ Top & Status Quo: Zwei Kultbands rocken die Loreley

ZZ Top & Status Quo: Zwei Kultbands rocken die Loreley

Am Sonntag, den 09.07.2017, haben gleich zwei Rocklegenden auf der Freilichtbühne Loreley gespielt – die einen energisch, die anderen eher cool, beide Produzenten von Welthits. ZZ Top und Status Quo zeigten im prall gefüllten Amphitheater, dass sie trotz jeweils fast 50 Jahren Bandgeschichte noch immer rocken und die Massen mitreißen können. Die Kultbands bescherten mit ihrem Hit-Festival so manchem eine Zeitreise in die wilden Jahre von einst.

Die lange Schlange am Eingang deutete schon an, dass die Altrocker weiterhin eine große Fanschar anziehen können. Diese ist inzwischen ins gehobene Alter gekommen, wobei sich der ein oder die andere der jüngeren Generation unter die Menge mischte, um die unverminderte Energie mitzuerleben. Selbst die schwül-warme Luft über dem Loreleyfels versprühte die geladene Kraft, die sich in den kommenden Stunden auf der neuen Freilichtbühne musikalisch entladen sollte. Nachdem im Vorfeld die Bluesrock-Band The Red Devils die Menge schon mal anheizte, stürmten anschließend Status Quo mit treibendem Gitarren-Rock die Bühne. Ohne Rick Parfitt, der erst im Dezember 2016 verstarb, spielte Francis Rossi als einzig verbleibendes Gründungsmitglied, wobei man Andrew Brown am Keyboard und John Edwards am Bass auch schon zum Inventar der Band zählen muss. Komplettiert wurde die Gruppe von den Youngstern Leon Cave (Schlagzeug) und Richie Malone (Gitarre). Die britische Band ließ bei ihrem Auftritt keinen Wunsch offen und zeigte sich mit ansteckender Spielfreude. Hits wie „Down, Down“ oder „In The Army Now“ wirkten sich auf so manchen angegrauten Fan wie ein Jungbrunnen aus. Auf den Rängen wurde gesungen, geklatscht und stellenweise das Tanzbein geschwungen. Ja, die drei nahezu 70jährigen Hemdenträger auf der Bühne hatten es noch voll drauf. Voller mitreißender Energie feierten der unermüdliche Rossi und Co. mit der gesamten Freilichtbühne natürlich auch zu „Whatever You Want“ und „Rockin‘ All Over The World“, bevor dann nach der Zugabe unter tosendem Applaus die Bühne wieder freigegeben wurde.

Es kam nun die Zeit der wahrscheinlich bekanntesten Langbärte der Musikgeschichte. Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard (trotz „bärtigem“ Nachnamen einziger ohne Bart) touren schon seit 1969 als ZZ Top um den Globus. Mit „Got Me Under Pressure“ eröffnete die Drei-Mann-Band aus Texas offensichtlich völlig druck-befreit einen unvergesslichen Abend. Trotz drückend schwüler Luft, ins Schwitzen kamen die Langbärtigen nicht. Denn so tiefenentspannt wie sich die Band präsentierte, so bewegungsminimalistisch zogen sie auch über den Bretterboden, passend zu ihrem groovigen Sound. Zeitweise zuckten die beiden hinter ihren mächtigen, verchromten Mikrofonständer synchron, was immer mal wieder zu Szeneapplaus führte. Das Publikum dagegen tanzte auf den Rängen und sang lautstark sowie textsicher Klassiker wie „Gimme All Your Lovin'“ mit. „This is a good night, tonight“ kommentierte Gibbons die ausgelassene Stimmung. Die Lichteffekte unter dem neuen Dach der Loreleybühne wurden im weiteren Verlauf unterstützt von herannahenden Blitzen am Horizont. So schmetterte ZZ Top auch „Foxy Lady“ von Jimi Hendrix in den geladenen Nachthimmel. Selbst die Hits „Sharp Dressed Man“ und „Cheap Sunglasses“ spielten Gibbons und Hill ganz cool runter, aber nie gelangweilt sondern stets spielfreudig. Es war genau diese Ausstrahlung gepaart mit ihren Themen von schönen Frauen und tollen Autos, die das Konzerterlebnis so einzigartig machte. Nach „La Grange“ erstreckte sich angekündigte Unwetter über die Loreley, so dass er Veranstalter gezwungen war, die Veranstaltung frühzeitig zu beenden. Es standen eh nur noch zwei Lieder auf der Setlist und die Hits waren gespielt sowie gefeiert worden. Somit tat der Abbruch dem Konzerterlebnis an diesem legendären Abend keinen Abbruch.

Setlist Status Quo: Caroline / Something ‚bout You Baby I Like / What You’re Proposing / Down the Dustpipe / Wild Side of Life / Railroad / Again and Again / The Oriental / Down Down / Roll Over Lay Down / Paper Plane / In the Army Now / Whatever You Want / Rain / Rockin‘ All Over the World / Rock and Roll Music / Bye Bye Johnny

Setlist ZZ Top: Got Me Under Pressure / Waitin‘ for the Bus / Jesus Just Left Chicago / Gimme All Your Lovin‘ / Pincushion / I’m Bad, I’m Nationwide / I Gotsta Get Paid / Foxy Lady / My Head’s in Mississippi / Catfish Blues / 16 Tons / Act Naturally / Cheap Sunglasses / Chartreuse / Sharp Dressed Man / Legs // La Grange (Geplant, aber wegen Unwetter nicht gespielt: Tush / Jailhouse Rock)

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf