Sabaton, Lordi und Babymetal in der Frankfurter Festhalle 22.04.2023

Ein Bericht über Monster, japanische Dancing-Girls und Feuerorgien …

Klingt schräg? War aber geil …
Definitiv ein Abend, den ich nicht allein stemmen konnte. Daher habe ich mir meinen Kollegen Dirk Dähler mit an Bord geholt, damit ich mich auf die Bilder konzentrieren konnte. Eine Entscheidung die goldrichtig war. Als Beobachter auf dem Rang konnte er sich auf das Gesamtbild konzentrieren, während ich meinen Grabenkrieg vorne an der Bühne geführt habe. Daher übergebe ich jetzt an Dirk und melde mich später noch einmal zu Wort:

Um halb sieben saß ich auf meinem Platz und fummelte brav meine Ohrstöpsel in die Ohren. Mit Block A war ich nah genug an der Bühne, um die Pyrotechnik und die Hitze vom Feuer genießen zu dürfen. Die Halle war gut gefüllt, aber noch längst nicht voll. Zu viele Menschen, die sich ihren Parkplatz erkämpfen mussten, standen noch vor den Toren der Festhalle. Das sollte sich aber bis zu Babymetal ändern. Live habe ich diese drei Bands bisher noch nie gesehen, daher ich war sehr gespannt, was Bühnenbild und Sound in der Festhalle so hergeben werden.

Das Bühnenbild von Lordi zeigt klassische gotische Bögen auf einer Leinwand. Mit den Skeletten und Särgen erinnert mich die Szene an die Adams Family. Die Finnen eröffnen ihr Set mit einem Knall, so dass auch meine Sitznachbarin nun panisch zu ihren Ohrstöpseln greift. Eine gute Entscheidung angesichts des Headliners später. Von oben ließ sich die Menge gut beobachten und das Beste daran, kaum Handys! Wirklich nur ein paar vereinzelte Displays leuchteten auf, die Mehrheit verfolgten das Spektakel mit den eigenen Augen. Schön!

Nach den ersten Songs begrüßte Lordi die Menge mit: „Guten Abend, ich hoffe es geht euch gut!“
Geht es euch gut? Ja? Es ist scheiße heiß hier!“. Das war auch schon alles was er auf Deutsch sagen kann. Auf die „ja ja“ Antwort der erwartungsvollen Menge machte Frontmann Tomi „Mr Lordi“ Putaansuu klar, dass auch die Band den Unterschied zwischen „Ja“ und „jaja“ kennt. Da die Details hier an dieser Stelle etwas zu schlüpfrig sind, legen wir den Mantel des Schweigens über den genaueren Wortlaut. Mit einem Augenzwinkern wurde sich noch dafür entschuldigt, dass alle, die sich auf schwedischen Power Metal gefreut haben, nun erst einmal 40 Minuten finnischen Hard Rock ertragen müssen. (Spaßvögel, die man einfach Lieb haben muss) Lordi heizt die Metalheads ohne großes Gezappel oder hektische Abläufe auf der Bühne an. Die liebevoll gestalteten Kostüme hatten diverse Gimmicks, die dafür sorgten, dass es auf der Bühne nicht langweilig wurde. Leider wurden die Fotografen kurz vor den aufspannen der Flügel Mr.Lordis, aus dem Graben geführt. Ärgerlich diese Details nicht festhalten zu dürfen. Zu „Who‘s your Daddy?“ schüttelte die Menge dann auch endlich ihre Köpfe, nun waren alle warmgespielt. Nach vierzig Minuten endete ihr Auftritt mit dem ESC Gewinner Titel von 2006 „Hardrock Halleluja“ und in einer He-Man-Pose mit einer Streitaxt.

Dann fing der Aufbau von Babymetal an. Eigentlich wurde nur die Stage von Lordi aufgeräumt und die Leinwand mit den Bögen gegen ein Banner mit dem Band-Logo ausgetauscht. Fünf Türme einer bunten Lichtanlage blieben hinter den Musikinstrumenten stehen. Beim Test der Lichtanlage wünschte ich mir zu meinen Ohrstöpseln auch noch eine Sonnenbrille. Um kurz vor zwanzig Uhr wurde das Licht auf den Rängen gedimmt, die Spannung steigt und die Halle ist nun fast vollständig gefüllt. Licht aus, Intro an und los gings. Unter Metal-Geschredder springen die drei japanischen Frontfrauen Suzuka Nakamoto, Moa Kikuchi und Momoko Okazaki auf die Bühne und begannen mit ihrer Choreographie. Während der ersten beiden Songs beschränkten sie sich auf einzelne Worte, anstelle des Gesangs.Dafür wurde viel getanzt, gerannt und Posen eingenommen. Das Publikum bestätigte von oben, was auch in mir vorging. Babymetal ist Geschmackssache. Die Fans direkt vor der Bühne ließen Tücher über ihren Köpfen kreisen, der Rest wippte mit dem Kopf oder schüttelte ab und an die Pommesgabel in Richtung Bühne. Doch zum Song „PA PA YA!!“ gab es weiter hinten dann sogar den ein oder anderen kleinen Mosh-Pit. Dann bat Suzuka das Publikum darum die Handys rauszuholen und die Lampen einzuschalten und es wurde hell in der Festhalle. Leider waren auch hier die Pressefotografen bereits wieder nach draußen begleitet worden und mein Handy hat das Bild lange nicht so schön einfangen, wie es eine Spiegelreflex es gekonnt hätte. Leider passierte auf der Bühne, außer dem Lichtgeflimmer hinter Band, nicht viel, außer den fest einstudierten Tänzen und Posen der drei Frauen. Ja, als „Vorband“ bekommt man nicht den schönsten Aufbau oder Specialeffects, aber ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen.

Es ist 21:10 Uhr, die Halle ist jetzt voll. Einige Gäste beginnen mit ihren Handys Lichtzeichen von einer Seite der Halle zur anderen zu geben, um sich die Zeit zu vertreiben. Doch keine fünf Minuten später gehen die Lichter aus und ein Sprachintro wird eingespielt, unterbrochen von einem lauten Knall. Die Band erlaubt sich einen Scherz in dem sie einen Fehlstart simuliert. Bühnenarbeiter wuseln mit roten Lichtern auf der Stirn über die Bühne und entfernen Folien und Abdeckungen, Sekunden der Angst, das Konzert könne schiefgehen, liegen in der Luft. Dann … BÄÄM! Mit einem Pyrotechnikschlag rennt Sabaton auf die Bühne und startet mit „Ghost Divison“, als ob es keinen Morgen mehr gebe, voll durch! Nach den nächsten zwei Kanonenschlägen aus dem Panzer sind auch alle auf den Rängen aufgesprungen, recken die Fäuste und schütteln die Köpfe. Das gesamte Konzert durch geschieht auf der Bühne immer irgendetwas. Sei es auf der Videoleinwand, die durch die laute harte Musik sogar ein paar leichte Aussetzer hat, oder durch den Einsatz von Bazookas, Laboratorien oder einem brennenden Klavier. Joakim Brodén ist direkt beim ersten Song so durchgeschwitzt, dass ihm seine Kollegen ihre Plektren auf die Stirn pappen. Das ist Körpereinsatz! Die Festhalle quittiert das alles mit Begeisterung und geht ab. Nach dem Intro wird die obligatorische Begrüßung ans Publikum durch selbiges unterbrochen. „Noch ein Bier! Noch ein Bier!“ hallt es durch die Festhalle. Joakim stellt den Fans daraufhin Andy vor, das wichtigste Crewmitglied dieses Abends, denn er sei für den Alkohol zuständig. Danach zieht er sein Bier ab und es geht weiter. Mit „Into The Fire“ wurde es noch heißer, dank den Effekten und den fast vierzehntausend Menschen in der Festhalle, die nun begeistert mitmachen. Und auch hier wieder, trotz der vielen Menschen kaum Handys! Ich war total überrascht, wie wenige ihre Geräte nutzen, um den Abend festzuhalten, sondern lieber ein wirklich gelungenes Konzert mit ihren eigenen Augen wahrnehmen wollten. Dann stellte sich Pär Sundström auf die Bühne, um eine weitere Ansage zu machen, die von den Fans mit „Noch ein Bier“ unterbrochen wurde. Umgesetzt hat er das nicht, denn er hatte etwas Wichtigeres auf dem Herzen als Bier.

Dieser Gig in Frankfurt war nicht der erste. Vor vielen Jahren als Sabaton noch weniger bekannt war, tourten sie schon einmal hier. Damals spielte man noch für Freibier in einer winzigen Kneipe dessen Inhaber nun aber leider verstorben war. Als Erinnerung an diese Zeit und an den verstorbenen Inhaber der Bar, bat Pär alle Handys in der Halle aufleuchten zu lassen. Das tröstete die Fans nicht nur über das abgelehnte Bier hinweg, sondern bewies auch wie bodenständig so eine Band nach alle den Jahren und des Erfolgs doch noch sein kann. Am Ende gab es noch eine Zugabe aus drei Liedern, bevor die Band alle Fans, verschwitzt aber glücklich, nach Hause schickte. Der leichte Nieselregen draußen war eine angenehme Abkühlung nach der Hitze des Gefechtes in der Festhalle. Wer kann sollte, sich das Ganze nicht entgehen lassen.

Dirk

Als diensthabender Fotograf an der Sabaton-Front, mag ich dem kaum noch etwas hinzufügen. Die Festhalle hat einen tollen Job abgeliefert. Ebenso wie Live Nation die das ganze organisiert hat. Ein ganz besonderes Dankeschön geht aber an Nick Azinas, den Sabaton PR-Manager, der uns nicht nur die Freigabe erteilt hat, sondern auch vor Ort betreut und vor der Pyrotechnik gerettet hat.
Etwas, das wirklich beispielhaft sein sollte.
Was die Bilder von Babymetal angeht, die Ihr sicherlich schon vermisst, so muss ich Euch leider enttäuschen. Gemacht haben wir welche, aber die notwendige Freigabe aus Japan fehlt noch. Sollte diese kommen, so werden wir Euch das Material nachreichen.

P.S.: Beim Gehen wurden wir vor der Halle noch von einer netten Promoterin angesprochen. Sie hat uns eine CD von California Condor unter die Nase gehalten. Während ich bei so was eher skeptisch bin, hat der Dirk diese aber abgegriffen. Zum Glück. lach. Auf der Heimfahrt hatten wir dadurch unerwartet noch richtig coole Mucke. Schaut mal bei den Jungs vorbei. Wir haben in Kapitel IV reingehört und sie für gut befunden.

Setlist Sabaton FFM 2023:

01) Ghost Division
02) Bismark
03) the last Stand
04) into the Fire
05) Carolus Rex
06) Winged Hussars
07) Sarajevo
08) Stormtroopers
09) 1916
10) Soldier of Heaven
11) Dreadnought
12) the Red Baron
13) Father
14 the Attack of the Dead Men
15) Christmas Truce

Zugabe:

16) Primo Victoria
17) Swedish Pagans
18) to Hell and Back

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