Rebel Yell bei 38 Grad – Billy Idol rockt Wiesbaden

Es war ein Abend, an dem Nostalgie auf Rebellentum traf und Hitze gepaart mit Rockmusik ihn zu etwas Besonderem machte. In der Wiesbadener BRITA-Arena versammelten sich am 02. Juli 2025 tausende Fans, um Billy Idol zu feiern, der wie kaum ein anderer den Geist des rebellischen Rock verkörpert. Auf seiner „It’s a nice day to … Tour again“ machte der Brite Halt in der hessischen Landeshauptstadt und sorgte mit seiner Rock-Attitüde einige Stunden für ausgelassene Festivalstimmung.
Den Auftakt an diesem gefühlt heißesten Tag des Jahres übernahm Justin Sullivan mit seiner Band New Model Army. Der mittlerweile 69-Jährige ließ keine Zweifel daran, dass kritischer Postpunk auch heute noch Relevanz besitzt. „Hot. Hot. Fucking Hot!“, begrüßte er lachend die Menge und traf damit die Temperaturlage und die Stimmung gleichermaßen. Die Bühne warf gerade genug Schatten, sodass es im Front-of-Stage-Bereich angenehm war und bot noch ausreichend Platz für Bewegung. Sullivan scherzte, er wisse genau, warum manche die teuren Front-of-Stage-Tickets gekauft haben: „People in the front are in the shade. People in the back are fucking boiling.“ Mit Songs wie „First Summer After“, „Devil’s Bargain“ und „Never Arriving“ brachte er das Publikum zum Nachdenken sowie zum Schwitzen. Zwischen ironischen Kommentaren über das ältere Publikum und pointierten Ansagen zu gesellschaftlichen Themen zeigte sich die Band in Bestform. New Model Army hatten sichtbar gute Laune und Spielfreude. „Vagabonds“ markierte schließlich das Stimmungshighlight, bei dem alle tanzten, sprangen und mitsangen. Wieder witzelte der Frontmann über das sichtbar ältere Publikum. „In England they have seats. Seats! So they can‘t dance to our version of dance music.“ Auch das finale „Wonderful Way to Go“ wurde zu einem ausgelassenen Tanzmoment, während die Sonne langsam unterging und der Abendwind für etwas Erleichterung sorgte.
Kurz nach 20 Uhr war es dann so weit: Zu „Still Dancing“ betrat Billy Idol mit blondierten Haaren, schwarzer Lederjacke und geballter Faust die Bühne. Trotz seiner 68 Jahre präsentierte sich der Brite energiegeladen, lautstark und mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Klassiker wie „Cradle of Love“, „Flesh for Fantasy“ und „Eyes Without a Face“ heizten der jubelnden Menge gleich von Anfang an ein. Mit dem Klassiker „Mony Mony“ setzte Idol einen ersten Höhepunkt, ehe er mit seiner Duettpartnerin Kitten Kuroi „Gimme Shelter“ intonierte. „Forty-nine fucking years“ macht er diesen Job nun schon, rief er ins Mikro, bevor er mit „Ready Steady Go“ fortfuhr. Seine Outfits wechselte er so selbstverständlich wie seine Posen. Er spielte mit seinem Image und genau das machte ihn so unterhaltsam. Gitarrist Steve Stevens brillierte an seiner Seite mit markanten Soli, die ihn fast zum zweiten Frontmann des Abends machten. Das Publikum feierte Billy Idol und seine Band, tanzte auf dem Rasen, sang jede Zeile seiner Hits mit.
Auch die neuen Songs vom aktuellen Album „Dream Into It“ fanden überraschend mühelos ihren Platz zwischen den Klassikern und wurden von den Fans wohlwollend aufgenommen. Besonders bei den legendären „Rebel Yell“ kochte die Arena in Wiesbaden, bevor es in die Zugabe ging. Als schließlich bei der Zugabe „Dancing with Myself“ ertönte, gab es kein Halten mehr. Die Kameras fingen tanzende Fans auf dem Stadionrasen ein, die Leinwände spiegelten die pure Freude. Im Anschluss folgte „Hot in the City“, ein passender Songtitel für diesen glühend heißen Wiesbadener Abend, bevor „White Wedding“ das fulminante Finale eines mitreißenden Konzertabends einläutete.
Billy Idol zeigte, dass er trotz oder gerade wegen seines Alters nichts an Relevanz eingebüßt hat. Mit rebellischen Charisma und jeder Menge Energie bewies er, dass echter Rock’n’Roll keine Frage des Alters ist, sondern eine Haltung.