KrashKarma – Zwei gegen den Rest der Welt

KrashKarma – Zwei gegen den Rest der Welt
KrashKarma - 22.09.2025 Kesselhaus Wiesbaden

Es gibt Bands, die brauchen eine Armada an Musikern, Effektwänden und Pyro, um ein Publikum in Flammen zu setzen. Und dann gibt es KrashKarma: zwei Menschen, ein Schlagzeug, eine Frankenstein-Gitarre – und die pure Überzeugung, dass Metal nur lebt, wenn er schwitzt, schreit und bebt, selbst an einem normalen Montag wie dem 22.09.25 im Kesselhaus des Schlachthofs Wiesbaden.

Mit Trommel und Megafon ziehen Niki Skistimas und Ralf Dietel nicht etwa von der Seite auf die Bühne, sondern direkt durchs Publikum. „Live music will never die!“ ist das Credo, welches sie in die Welt senden möchten. Und ab diesem Moment ist klar: Das hier wird keine nette Rockshow, sondern das Manifest zweier Überzeugungstäter.

Im Zentrum des Setups steht Nikis Drumset – ein Custom Drumset mit Podest über der Bassdrum. Als sie ihr Kit besteigt, geht es ohne Umschweife los. Keine Einleitung, keine Schonfrist.

Ralf muss sich aber keineswegs neben ihr verstecken: ein umtriebiger Musiker, der schon mit WIZO und sogar den Nine Inch Nails die Bühnen dieser Welt gesehen hat. Doch heute dreht sich alles um sein Herzensprojekt. Als KrashKarma schließlich zum Duo schrumpften, entwickelte er eine Gitarre, die er liebevoll „Miss Frankenstein“ nennt, und welche trotz übersichtlicher Besetzung eine vollen Rocksound schaffen kann – eine Hybrid-Gitarre, die Bass und Gitarre zugleich ist und beeindruckende Klangmöglichkeiten bietet, die zu zweit wohl schwerlich möglich wären. Dazu seine Dreadlocks, die er wie ein Propeller durch die Luft wirbelt, während er über die Bühne springt.

Musikalisch servieren KrashKarma am heutigen Abend ein explosives Menü: Hymnen wie „Falling To Pieces“, ein psychedelisch verzerrtes Cover von „Eleanor Rigby“, Lemmys Vermächtnis in einer hämmernden Version von „Ace of Spades“. Jeder Song ein Schlag ins Gesicht – präzise, aber mit roher Gewalt.

Unvergesslich bleibt „Girl with a Hammer“: Niki packt einen überdimensionalen Hammer aus und schlägt damit im Takt auf ein Becken ein, welches am Boden liegt. Ein Bild wie aus einem Endzeitfilm – und das Publikum tobt. Mit „Survive the Afterlife“ und „Shut Up“ ziehen KrashKarma sämtliche Register zwischen Thrash Metal und Punk. Zum Schluss gönnt sich der Böblinger einen kleinen Abstecher in seine Vergangenheit und stimmt WIZO an – ein Augenzwinkern, das den kaum verborgen bleibt. 

Das Beeindruckendste an diesem Abend bleibt jedoch die perfekte Abstimmung zwischen den beiden: Augenkontakt, Gesten, Impulse – jeder weiß jederzeit, was der andere als Nächstes tut. Dazu kommen Showelemente wie Laserpointer an Handschuhen, spontane Tanzeinlagen im Publikum oder fast schon rituelle Momente, wenn Niki kniend singt, als wolle sie eine Seance eröffnen. Und trotz aller Show gilt: Der Sound ist nicht nur dicht – er ist überwältigend. KrashKarma klingen nach einer kompletten Band, aber ihre Energie ist doppelt konzentriert.

Am Ende bleibt ein begeistertes Publikum zurück: KrashKarma haben den Schlachthof Wiesbaden in Brand gesetzt. Zwei Musiker, ein Drumset, eine Frankenstein-Gitarre – und die unerschütterliche Überzeugung, dass Livemusik niemals sterben darf.

Fotos: Andreas Schieler

Sebastian Wienert

Redakteur und Fotograf