Heimspiel mit Herzblut: Vanden Plas feiern 40 Jahre Prog-Metal in Kaiserslautern

Tourfinale mit 40 Jahren Bandgeschichte: Am 3. Oktober 2025 sind Vanden Plas in die Kammgarn Kaiserslautern zurückgekehrt, gegen Ende ihrer Europa-Tournee zum aktuellen Album. Das Heimspiel bot weit mehr als Nostalgie und zeigte, warum die Pfälzer als Aushängeschild des Prog-Metals gelten. Als Support eröffneten Ivanhoe aus Baden-Württemberg den Abend im Kasino der ehemaligen Spinnerei. Die Empore war besetzt, die Halle fast voll und die Besucher freuten sich entspannt auf den Abend, der ganz im Zeichen von Progessive Metal stand.
Ivanhoe legten mit „Healed by the Sun“ los. Wie Sänger Alex Koch anmerkte, stand die Band kurz vor ihrem 40-jährigen Bestehen, bevor er mit „Deeper Ground“ nahtlos fortfuhr. Im Wechsel aus gefühlvoll-melodischen und schweren-druckvollen Passagen nahm das Quintett das Publikum spürbar mit durch ihre atmosphärische Setlist. Zu den Midtempo-Songs prägte vor allem die bisweilen hohe Stimme den Sound wie bei „Whipping the Flies“. Instrumental stachen sowohl Keyboarder Richard Seibel mit seinen sphärischen Passagen als auch Gitarrist Chris Lorey durch seine melodischen Soli hervor. Bassist Giovanni Soulas und Drummer Mathias Biehl hielten den Fluss straff, „Moments in Time“ rollte satt. Dem bunt gemischten Lautrer Publikum, in dem von ganz jung bis ins hohe Alter alles vertreten war, gefiel offensichtlich die Darbietung und spendete nicht nur bei „One Ticket to Paradise“ kräftig Applaus. Mit „Lifeline“ verabschiedeten sich Ivanhoe und machten unter kräftigem Beifall Platz für den Headliner.
„Willkommen zum Heimspiel“, begrüßte Andy Kuntz von Vanden Plas das jubelnde Publikum. Nach einem kurzen, atmosphärischen Intro machte „Push“ vom Debütalbum „Colour Temple“ als Opener den Anstoß und zündete den Abend. Die Kammgarn reagierte sofort, die ersten Refrains werden zurückgeworfen, die Band greift die Energie auf und lässt sie mit „Holes in the Sky“ und „The Sacrilegious Mind Machine“ weiter wachsen. „Alte Sachen ist das Stichwort“, begann Kuntz zu erzählen. „Vor der Show habe ich mit vielen gesprochen. Das letzte Mal hatten den Song weggelassen. Jetzt ist er wieder dabei.“ Der Klassiker „Soul Survives“ kehrte zurück ins Set und traf genau den Nerv.
Vanden Plas versuchten, fast alle Alben mit mindestens einem Song abzubilden. Im Zentrum stand die neue Platte „The Empyrean Equation of the Long Lost Things“, und „Sanctimonarium“ daraus bot mit kantigem Drive einen eindrucksvollen Gesangsmoment. Kuntz hielt hohe Töne lang und sicher, ohne die Wärme seiner Stimme zu verlieren. Dazu kreierte Alessandro Del Vecchio am Keyboard einen atmosphärischen Klang, der die Härte der Gitarren elegant rahmte. Gitarrist Stephan Lill wechselte zwischen tragenden Riffs und fokussierten Soli, wie im gefühlvollen „Cold December Night“. Der Song gehört zur „Ghost Xperiment“-Reihe und Teile des Materials entstanden während der Pandemie. Live bekam das Stück dadurch eine zusätzliche Intensität. Bassist Torsten Reichert und Drummer Andreas Lill hielten den Klangteppich stets präzise und druckvoll zusammen.
Ein besonderer Spot gehörte dem Neuen an den Tasten. Alessandro Del Vecchio, ist seit nunmehr vier Jahren fest dabei und arbeitete auch am kommenden Werk mit. Mit seiner Piano-Version von „They Call Me God“ erhob sich ein stiller Höhepunkt, bei dem das Kasino den Atem anhielt. Danach zog das Tempo mit „My Icarian Flight“ wieder an.
Das Publikum nahm all das dankbar auf: Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht und, wo Platz dafür war, auch getanzt. Kaiserslautern lebte an diesem Abend Progressive Metal. Der letzte Ton von „Postcard to God“ hing noch in der Kammgarn, als das Licht schon anging. Vanden Plas gewinnen ihr Heimspiel mit Herzblut und lassen Kaiserslautern mit einem Versprechen zurück: Wir sehen uns wieder.