Crematory feiern Tourauftakt in der Kammgarn Kaiserslautern

Ein Tourauftakt ist immer etwas Besonderes – erst recht, wenn dieser zur exklusiven Pre-Release-Show mutiert. So haben Crematory am 1. Mai 2025, einen Tag vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Destination“, in den Cotton Club der Kammgarn Kaiserslautern geladen. Gemeinsam mit Hel’s Throne und den Lokalmatadoren von Endtime Prophets gaben sie den Startschuss sowohl für die neue Scheibe als auch für die Tour.
Vom sonnigen Frühlingswetter draußen bei sommerlichen Temperaturen ging es für die Besucher in den gemütlichen Kellerclub der ehemaligen Spinnerei. Statt hellen Sonnenlichts gab es dort in den nächsten Stunden düsteres Ambiente mit viel Nebel. Während einige mit einem kühlen Bier an der Bar oder an Stehtischen warteten, enterten Endtime Prophets zu „Beyond The Red Line“ die Bühne. Die Gothic-Metal-Band aus Kaiserslautern zeigte mit „Sweetest Thing“ von Anfang an druckvoll. Sänger Michael Löchter und seine Mitstreiter verfügen zwar jeder für sich über jahrelange Bühnenerfahrung, doch in der Konstellation war es ihr Debüt in der Heimatstadt. Songs aus ihrem Debütalbum „A New Religion“ wie „A Place Where I Wanna Be“ und das mit Andy Kuntz von Vanden Plas aufgenommene „Wildfire“ füllten die Setlist. Der düstere Metalsound ist hart, aber dennoch mit melodischen Parts durchsetzt. Harte Riffs wurden mit Synthesizer-Einspielern kombiniert und erzeugten einen spannenden Klangteppich. Nach dem Hinweis auf reichlich Merchandise am Stand beendeten Endtime Prophets mit „The More To Come“ unter kräftigem Applaus ihr erstes Heimspiel.
Als zweiter Support zeigten sich Hel’s Throne mit „Tears In The Ocean“ vor dem Lautrer Publikum. Im Rahmen ihrer „Twilight of Gods“-Tour begleitete die Band aus Sachsen-Anhalt den Headliner und brachte Symphonic Metal der dunkleren Art in den Cotton Club; keine einfache Aufgabe zwischen zwei Gothic-Metal-Bands. Doch die orchestralen Elemente wurden gekonnt in den harten Gitarrensound eingebettet und durch die beiden Stimmen von Juli Blue und Litzer zu einem anspruchsvollen Kunstwerk verfeinert. Der anschließende Titelsong des letzten Albums „Raven Flight“ war nur ein Beweis dafür. Ein technisches Problem zwang die Band zu einer kurzen Improvisationspause, doch mit „Odins Hall“ ging es schnell weiter – inklusive eines augenzwinkernden Schwertkampfes zweier Fans. Ob zu ruhigeren Liedern wie „Beyond The Dark“ oder bei härteren Werken wie „Mistress of Eternity“ lag meist der Fokus auf der kraftvollen Stimme von Juli Blue. Der Kontrast von ihrem Klargesang und den Growls von Litzer wird vor allem durch die hämmernden Drums angetrieben. Melodiös dominant drückt das Keyboard stellenweise sogar die Saitenspieler in den Hintergrund. Vertrackte Passagen, Tempowechsel und Soli – beispielsweise bei „Ghost of Yesterday“ – machten auch Arrangements von sechs Minuten abwechslungsreich und kurzweilig. Kaiserslautern hatte „noch die Tanzstiefel an“ und ließ sie auch zu „Twilight of Gods“ nicht ruhen, bevor Hel‘s Throne nach fast einer Stunde mit „Faded“ ihre Schlussakkorde setzten.
Aus einer Wand aus Nebel tauchten schließlich Crematory zum Titeltrack „Destination“ auf, um kurz darauf den „Höllenbrand“ zu entflammen. „Wir haben ordentlich Feuer im Arsch“, so Sänger Gerhard Stass alias Felix. Inzwischen hatte sich der Club weiter gefüllt und die Stimmung war am Kochen, nicht nur wegen der Temperaturen. Denn „Greed“ oder auch „Rest In Peace“ versprühten mächtig Energie, und die musste auch bei den Fans raus. Natürlich stand das neue Album im Fokus, aber auch Klassiker wie „Shadowmaker“ standen auf der Playlist. Im dichten Nebel stellte Felix seine Bandkollegen vor, die teils nur schemenhaft zu erkennen waren. Neben den harten Gitarrenriffs von Rolf Munkes trieb im Hintergrund Schlagzeuger Markus Jüllich mit wuchtigen Bass-Salven unaufhörlich voran. Dazu gesellte sich der sphärische Klang von Keyboarderin Katrin Jüllich. Seit vergangenem Herbst am Bass, rundet Oliver Revilo den Gothic-Metal-Sound ab. Die markant tiefe Stimme von Felix prägt unverkennbar den Sound von Crematory. Als Überraschungsgast unterstützte Felix Koa, der Sänger von Still Patient?, den Frontmann bei dem Type-O-Negative-Cover „My Girlfriend’s Girlfriend“, das sich ebenfalls auf dem neuen Album findet. Die Setlist des Abends ließ fast keine Wünsche offen, denn das Quintett geizte nicht mit alten Hits: „Tick Tack“ vom „Revolution“-Album oder „Tears Of Time“ von „Illusions“ trieben unermüdlich den kleinen Moshpit im Cotton Club an. „Inglorious Darkness“, „Welt aus Glas“ und „Rise and Fall“ gab es als Zugabe obendrauf.
Crematory lieferten zum Tourauftakt in der Kammgarn Kaiserslautern eine eindrucksvolle, energiegeladene Show – professionell, publikumsnah und mit einem ausgewogenen Mix aus neuen Tracks und Klassikern. Ein gelungener Start für die „Destination“-Tour und ein intensiver Abend für die Kaiserslauterer Gothic-Metal-Gemeinde.