W.A.S.P. feiern 40 Jahre „W.A.S.P.“ im Schlachthof Wiesbaden

W.A.S.P. feiern 40 Jahre „W.A.S.P.“ im Schlachthof Wiesbaden
W.A.S.P. - 13.06.2025 Schlachthof Wiesbaden

„Album ONE Alive!“ – Die US-amerikanische Metalband W.A.S.P. hat ihre aktuelle Welttournee ganz dem ersten Album gewidmet, das 1984 erschien und bis heute als eines der rauesten Debüts des Genres gilt. Auch nach über 40 Jahren werden die Songs der selbstbetitelten Scheibe noch immer gespielt oder gestreamt, wie es heute eher üblich ist. Am 13. Juni 2025 trat die Kultband um Blackie Lawless im Schlachthof Wiesbaden auf, um mit ihren Fans das Erstlingswerk gebührend zu feiern.

Bei hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad versammelten sich die Fans vor der Venue. Die Stimmung war entspannt, das Bier floss, bis man pünktlich um 19 Uhr in die kühle Location hinein durfte. Zum Leidwesen mancher Fans fehlte der Merchandise-Stand, sodass man vor dem Podium tierisch gespannt wartete. „Im Namen der Band bitte kein Crowdsurfen“, kündigte einer der Verantwortlichen im Vorfeld an und sorgte mit einem kleinen Seitenhieb für Erheiterung: „Aber wenn ich so ins Publikum schaue, wird das wohl nicht passieren.“

Als dann die ersten Akkorde von „I Wanna Be Somebody“ aus den Boxen dröhnten, löste sich die Vorfreude im nahezu ausverkauften Schlachthof in lautes Jubeln, Grölen und Klatschen auf. Auf der Bühne wirbelte Blackie mit seiner Gitarre von links nach rechts, als hätte er die letzten Jahre in einem Jungbrunnen verbracht. Überhaupt wirkte die Bühnenpräsenz der gesamten Band recht frisch und spielfreudig. Mit „L.O.V.E. Machine“ folgte der nächste Kracher aus dem Erfolgsalbum. Die Menge war von Beginn an im Bann von W.A.S.P., und mittendrin Andreas Geremia – seines Zeichens Sänger von Tankard. Spätestens nach „The Flame“, gefolgt von „B.A.D.“, ahnte der eingefleischte Fan, dass es hier einen chronologischen Zusammenhang zwischen der Setlist und dem gefeierten Album gab. Aber fehlte nicht etwas ganz zu Beginn? Gutes kommt bekanntlich zum Schluss, außerdem feierte die Menge schon bei „School Daze“, was bis „Hellion“ nicht abbrach.

Während „Sleeping (In The Fire)“ gönnten sich die meisten Bandmitglieder eine kleine Auszeit, uum Doug Blair das Rampenlicht für sein Gitarrensolo zu überlassen. Im Anschluss blickte Blackie auf mehr als vier Jahrzehnte Bandgeschichte zurück, sprach über Integrität, über Unabhängigkeit – eine gekonnte Überleitung zu „On Your Knees“. Der inzwischen 68-jährige Sänger zeigte sich im Schlachthof Wiesbaden in Topform: publikumsnah, agil und mit kräftiger Stimme. Er suchte immer wieder Blickkontakt oder warf gezielt sein Plektrum in die johlende Menge. Als „Tormentor“ und „The Torture Never Stops“ nach gut einer Stunde verklungen waren, endete das reguläre Set, aber natürlich nicht der Abend.

Die Zugabe ging wieder genauso energisch weiter: ein Hit-Mix aus „Inside The Electric Circus“, „I Don’t Need A Doctor“ und „Scream Until You Like It“, gefolgt vom „The Headless Children“-Medley mit dem Titelsong, gepaart mit „The Real Me“ und „Forever Free“. Die Rückennummer 40 ziert das Tour-Shirt von Blackie. Viele der Fans im Schlachthof haben wohl die vier Dekaden W.A.S.P. miterlebt. Der Verantwortliche vom Anfang hatte recht: Die wilden Pits und Crowdsurfer blieben altersbedingt aus, doch dafür flogen die Haare, die Pommesgabeln wurden im Takt gereckt und es wurde textsicher mitgesungen – wie bei „Headless Children“, bei dem minutenlang rhythmisch mitgeklatscht wurde.

Als die Bühne kurz abgedunkelt wurde, trat Blackie Lawless allein ins blaue Spotlight. Bluesig begann er sein Gitarrenspiel und stimmte ruhig „Wild Child“ an, bis mit kräftigen Beats und Riffs der Rest der Band einstieg. Das Publikum tobte. Bevor es zum finalen Song des Abends kam, blickte Blackie auf seine markante Sägeblatt-Armschiene, erzählte über die bisherigen Shows in Amerika sowie in Europa und sagte: „You got to see history here tonight.“ Dann ging er mit „Wild in Texas“ von „The Last Command“ noch einmal in die Vollen. Der Refrain war allseits bekannt und wurde in extralanger Schleife gemeinsam gefeiert. „Good night, Deutschland – we see you next time!“, mit diesen Worten verabschiedeten sich W.A.S.P. nach 90 intensiven Minuten von einem begeisterten Publikum.

W.A.S.P. haben gezeigt, dass ihr Debütalbum auch nach vier Jahrzehnten nichts an Energie verloren hat. Blackie Lawless präsentierte sich in Topform, die Songauswahl ließ kaum Wünsche offen und das Publikum war textsicher. Dass ausgerechnet die erste Single „Animal (Fuck Like A Beast)“ beim Jubiläum nicht gespielt wurde, sorgte zwar für ein paar lange Gesichter, trübte aber keineswegs den Gesamteindruck. Ein Abend voller Energie und Respekt für ein legendäres Album – verdient gefeiert im Schlachthof Wiesbaden.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf