Von Growls bis Neon-Optik: Amaranthe, DragonForce und Infected Rain begeistern in Wiesbaden

Von Growls bis Neon-Optik: Amaranthe, DragonForce und Infected Rain begeistern in Wiesbaden
Amaranthe - Schlachthof Wiesbaden 15.03.2024

Amaranthe und DragonForce sind auf großer „European Co-Headline Tour“ und haben dabei zusammen mit Infected Rain am 15.03.2024 im Schlachthof Wiesbaden gastiert. Das Lineup verspricht reichlich Abwechslung, der frühe Ausverkauft eine gute Stimmung und das Kulturzentrum ein ansprechendes Ambiente.

Wenn sich schwedische Metal-Virtuosen, britische Extrem-Power-Metaller und eine Nu-Metal-Band aus Moldau an einem Abend die Klinke in die Hand geben, möchten viele ganz vorne mit dabei sein. So verwundert es wenig, dass sich lange vor dem Einlass eine große Menschentraube vor dem Schlachthof bildet. Selbst der einsetzende Regen kann der Vorfreude der teils weit angereisten Fans nichts anhaben. Denn kurze Zeit später geht es aus dem Regen draußen zu Infected Rain drinnen. Das Konzert in Wiesbaden ist schon – wie viele Auftritte der Tournee – Wochen zuvor ausverkauft gewesen, sodass es entsprechend kuschelig in der Halle zugeht. Das Quartett um Lena Scissorhands wird mit Spannung erwartet. Dementsprechend begeistert empfangen die Fans die Musiker aus Modau. Zu Recht, denn Infected Rain liefern beginnend vom Opener „The Realm of Chaos“ brachial ab. Der Wechsel zwischen Growlen und Klargesang unterlegt von harten, instrumentalen Klängen kommt sowohl hör- als auch sichtbar an. Die Frontfrau ist nahe bei den Fans. Sie fordert zum Tanzen oder Springen auf, während sie sich auf der Bühne scheinbar all den Schmerz aus dem Leib schreit. Nach dem emotionalen Song „Because I Let You“ beenden Infected Rain mit einem großen Circlepit ihren 30-minütigen Auftritt ebenso brachial wie sie ihn begonnen haben. Zu „Sweet, Sweet Lies“ gibt es abschließend High-Five-Crowdsurfen mit Lena im Bühnengraben.

Konfettiregen kündigt dann DragonForce an. Die Bühne enthüllt sich dabei in einer schrillen Neon-Optik der 1980er Jahre. Überdimensionale Flipper-Automaten stehen am Rand und zu „Revolution Deathsquad“ erscheint die Band mit leuchtenden Neonbrillen. Vor „Cry Thunder“ begrüßt Sänger Marc Hudson die Fans auf Deutsch. Das Spotlight gehört aber Leadgitarrist Herman Li, der scheinbar pausenlos auf dem Podium steht und eindrucksvoll mit seinen blitzschnellen Fingern ein Solo nach dem anderen ausgiebig zelebriert. Neben Li dürfen aber auch die beiden anderen Gitarristen ihr Können auf den Saiten zeigen, später gerne alle Drei zusammen. So verschlägt es nicht selten den Sänger in den Hintergrund. DragonForce präsentieren vor allem am heutigen Tag, an dem das neue Album „Warp Speed Warriors“ veröffentlicht wird, neues Material, wie „Power of the Triforce“. Thematisch geht es, wie das Bühnenbild verrät, um Arcadespiele. Egal ob Zelda oder Dragonball, in der Halle finden sich Anhänger der Computerspiele, die fast nostalgische Gefühle bekommen. Wenn da nicht der fröhlich-schnelle Sound mit reichlich Funkenregen wäre. „Doomsday Party“, das irgendwie an den 80er-Discosound erinnert, wird von Bassistin Alicia anmoderiert, die im Anschluss auch „something for the ladies“ verspricht. Celine Dions „My Heart will Go On“ auf Speed(-Metal) sowie das Taylor Swift Cover „Wildest Dreams“ mit ebenso wildem Moshpit verleihen dem Konzert das gewisse Etwas, so Herman Li. Viel zu früh kündigt der stets gut gelaunte Gitarrist den finalen Song an. So singt die Menge zunächst alleine das Intro von „Through the Fire and Flames“ bevor Marc Hudson einsteigt. Crowdsufer erheben sich, während zum Refrain lauthals mitgesungen wird. Nach nicht mal 60 Minuten verlassen DragonForce unter kräftigem Beifall die Bühne.

Nach dieser Gitarrenwucht ist nun Zeit für gesangliche Wucht. Um 21:45 Uhr fällt der Startschuss für Amaranthe. Mit einer Mischung aus eingängigem Frauengesang und gutturalem Gesang bringen die schwedischen Metaller die Stimmung im Saal zum Kochen. Von Anfang an drückte die Band mit ihren drei unterschiedlichen Stimmen aufs Gaspedal und riss das Publikum mit brachialen Riffs sowie Synthiepassagen mit. Während die beiden Sänger Nils Molin und Mikael Sehlin sich mit ihren unterschiedlichen Vocals über die instrumentale Kulisse erheben, bildet immer wieder Sängerin Elize Ryd mit ihrer Bühnenpräsenz den visuellen und auditiven Mittelpunkt. Die drei Stimmen wirbelten unentwegt über die Bühne und wechselten dabei ununterbrochen die Positionen, während Gitarrist Olof Mörck seine Finger über das Griffbrett fliegen lässt, seinen Schrittzähler in die Höhe treibt und für zusätzliche Energie sorgt. Die Fans sind voll dabei, singen, klatschen und surfen auf der Welle des Metal-Sounds. Zwischendurch wird es kurz ruhiger. Im weißen Scheinwerferlicht sitzt Elize sanft singend in Meerjungfrauen-Pose auf dem Podest, bevor die Kollegen mit einsteigen. Ob Synthesizer oder Metal-Sound, Amaranthe zeigen sich äußerst facettenreich und bieten eine mitreißende Show. Als Zugabe wurden „Archangel“, „That Song“ und „Drop Dead Cynical“ präsentiert, was die Stimmung im Saal noch einmal auf ein neues Hoch trieb.

Ein abwechslungsreicher Konzertabend voller Energie und Leidenschaft, der die Herzen der Metal-Fans höherschlagen lässt, geht zu Ende. Alle drei Bands beweisen im Schlachthof Wiesbaden einmal mehr, dass sie zu den Großen ihres Genre gehören und mit ihrer mitreißenden Performance das Publikum in ihren Bann ziehen können.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf