The Sisters Of Mercy rocken im vollen Schlachthof Wiesbaden
The Sisters Of Mercy sind wieder auf Tour. Neues Material gibt es zwar schon lange nicht mehr, aber trotzdem genießen Andrew Eldritch & Co. seit den Ende 1980er Jahren noch immer einen großen Ruf, der vor allem die älteren Fans auf die Konzerte lockt. So ist es wenig verwunderlich, dass auch das Konzert am 23.09.2017 im Schlachthof Wiesbaden schon im Vorfeld ausverkauft gewesen ist.
Bereits lange vor der Vorgruppe ist die Halle dicht gefüllt. The Membranes, eine Post-Punkrock-Band aus Manchester, spielen schließlich in der vollen Halle. Die Engländer finden mit ihrem experimentellen Sound zwar nicht bei allen aber doch bei einigen Anklang und bringen die ersten Fans in Konzertstimmung. Nach ca. 45 Minuten verabschieden sie sich unter gebührendem Applaus und eine längere Umbauphase verschafft dem ein oder anderen die Möglichkeit, frische Luft zu tanken oder seinen Becher wieder zu füllen.
Heiß ersehnt betreten jetzt Andrew Eldritch, einzig verbleibendes Gründungsmitglied, mit seiner Band unter Jubel die Bühne. Viele Fans im Schlachthof feiern The Sisters Of Mercy, welche seit 1995 keine neue Scheibe veröffentlicht haben. Im Gegensatz zu der Show im April 2016 ist der Sound heute wie erwartet satt und Andrews Stimme kräftiger wie zuvor. Die Ikonen der 90er klingen wie in ihrer alten Zeit und sofort kocht ein nostalgisches Gefühl hoch. Bei dem ein oder anderen am Rand stehenden Fan lässt dieses Gefühl sichtlich noch auf sich warten. Ja, die “Schwestern” nicht mehr “goth” wie man sie noch vor der Jahrtausendwende mal gesehen hat. Die Outfits sind schlicht, auf der Bühne ist es nebelig-bunt und das Schwarzlicht zeigt auch eher Effekte der damaligen Popkultur. Dennoch beflügelt der typische Sisters-Sound, bei dem man sich nie so ganz sicher ist, was vom Band kommt und was wirklich live ist, die überwiegend gut gelaunten Fans. Ob beim traditionellen Opener „More“ oder zu „Mother Russia“ die Menge vor der Bühne „wavet“, singt und klatscht zu den alt bekannten Hits. Der Frontmann und seine beiden Flügelmänner an den Gitarren sind merklich guter Laune. Immer wieder kommen sie aus ihrer Nebelwand auf einen kurzen Blickkontakt mit ihren Fans. The Sisters Of Mercy spielen immer wieder mit dem spärlich vorhanden Licht, indem sie zeitweise ins Spotlight treten, um dann wieder im Nebel einzutauchen. Die Ansagen von Eldritch sind – wenn überhaupt existent – knapp gehalten, aber hier will man zu den alten Liedern tanzen, eventuell die alten Tage innerlich wieder aufleben lassen und keine Geschichten hören. Der Gitarrist lässt gegen Ende durch die Security einem erschöpften Mädchen, das die hilfsbereiten Männer zuvor aus dem Publikum gezogen haben, ein Plektrum zukommen. Eine schöne Geste und wieder ein glücklicher Fan. Die großen Hit wie „Temple Of Love“ und „This Corrosion“ werden in der Zugabe gespielt. Dann ist pünktlich Schluss. Zurück bleibt eine ambivalente Stimmung. Während der Großteil zufrieden und glücklich die Halle verlässt, gibt es manche, welche sich wohl die alten Zeiten der Band zurück wünschen.