Feuer frei am E-Werk: Saltatio Mortis entfesseln Saarbrücken

Feuer frei am E-Werk: Saltatio Mortis entfesseln Saarbrücken
Saltatio Mortis - 13.07.2025 E-Werk Saarbrücken

Wie aus dem Nichts schossen mächtige Feuersäulen in den glühend warmen Sommerabend empor. Zu den mittelalterlichen Rocksongs mischten sich laute Fangesänge im Wechsel mit frenetischem Jubel zu einem beeindruckenden Konzertszenario. Die SB Open Airs der Garage Saarbrücken sind voll im Gange, und nach Christian Steiffen, Powerwolf und Heilung haben am 13. Juli 2025 Saltatio Mortis am E-Werk Saarbrücken gastiert. Die Mittelalter-Rockband befindet sich derzeit auf ihrer Burgentour und nimmt Anlauf auf ihre große Weltenwanderer-Tour im Herbst.

Bei 30 Grad sind auf dem Gelände des E-Werks die kühlen Plätze heiß begehrt. Im Schatten des großen FOH-Turms drängten sich viele Fans dicht an dicht, während nur wenige Meter weiter in der prallen Sonne erstaunlich viel Platz blieb. Die Show startete mit Tabernis, dem charmanten Duo mit Dudelsack und Trommel. Zu den Klängen der unerkenntlichen Musiker in alt-traditionellen Imker-Gewändern machte sich allmählich Stimmung vor der kleinen Bühne breit, die später noch ein besonderer Schauplatz werden sollte, direkt vor dem FOH.

Als schließlich Saltatio Mortis die Bühne stürmten, brannte wortwörtlich die Luft. Laut, heiß und wild begann der schöne Wahnsinn. Zu neuen Songs wie „Finsterwacht“ oder auch alten Klassikern wie „Odins Raben“ feuerte eine mächtige Pyroshow die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung weiter an. Auf der Setlist stand ein ausgefallenes Potpourri aus 25 Jahren Bandgeschichte, aus der zum Beispiel das selten gespielte „Kaufmann und Maid“ sowie All-Time-Hits wie „Loki“ präsentiert wurden. Und während in der einsetzenden Dämmerung „Saltatio Mortis“-Sprechchöre den Vorplatz des E-Werks durchdrangen, zogen Saltatio Mortis mit traditionellen Instrumenten durch ihre Fans auf die kleine Bühne vor dem FOH-Turm. Dort wurden sie von Tabernis erwartet, um gemeinsam „Totus Floreo“ anzustimmen. Quasi unter ihren Fans zelebrierten die Musiker „Was wollen wir trinken“, worauf sich das feierwütige Publikum lauthals einließ.

Überhaupt zeigte sich die Band, allen voran Alea, besonders nahe bei den Fans. Ob in den mal scherzhaften und mal emotionalen Ansagen, ob beim traditionellen Crowdsurfing zu „Rattenfänger“ oder beim wiederholten Gang durch den Bühnengraben, war der Sänger nahezu für alle greifbar – besonders beim gemeinsamen Lauf im Circle Pit. Hier spürte man die tiefe Verbundenheit zwischen Band und ihren Anhängern im Saarland – auch als Pfälzer, wie Alea mit Augenzwinkern anmerkte. Er stieß mit dem bandeigenen Skaldenmet auf die jahrelange Treue an, worauf er mit seinen Bandkollegen zum Finch-Cover „Keine Regeln“ den Vorplatz zum Beben brachte. Die Spielmannsleute von Saltatio Mortis waren sichtbar gut gelaunt und übertrugen ihre Spielfreude auf die Menge. Dazu ein Feuerspektakel, das Funken spie und die Hitze noch steigerte. Die Stimmung? Am Kochen.

Obwohl die Sonne untergegangen war, wurde es immer heißer vor der Hauptbühne. „Ich bringe euch Feuer“ erwies sich nicht nur als gefeierte Textzeile aus „Prometheus“, sondern vielmehr als Motto der Pyroshow, die in der Dunkelheit noch dramatischer wirkte. Unentwegt ließen die vielen Flammenwerfer Feuersäulen aufsteigen, eine Hitzewalze rollte über die Köpfe, und die verbrannte Flüssigkeit nieselte in eine Nebelwand herab, bevor sich das gewaltige Spektakel wiederholte. Zwischen Funken und Flammen tanzte dazu eine Feuerartistin, während Alea seine Sprungkünste zeigte. Es war schweißtreibend und mitreißend für alle Beteiligten.

Von dieser Euphorie entfacht, ging es schließlich ins große Finale. „Wo sind die Clowns“ und „Für immer jung“ schürften die verbleibenden Kraftreserven. Der Vorplatz am E-Werk Saarbrücken war inzwischen eine einzige ausgelassene Partymeile. Trotz Sonne, Hitze und Flammen tanzten, sprangen und sangen die Fans bis zum letzten Ton von „Spielmannschwur“. An diesem denkwürdigen Abend wechselten sich Gänsehaut und Schweißperlen ab, und Saltatio Mortis bewiesen eindrucksvoll, weshalb sie eine der Großen im Genre sind und zurecht in diesem Jahr beim Wacken Open Air oben auf der Liste stehen.

Wer die Spielleute auf ihrer Burgentour verpasst hat, sollte sich unbedingt Tickets für die „Weltenwanderer“-Tour sichern.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf