Epischer Auftritt von Sabaton und dem Legendary Orchestra in Frankfurt

Epischer Auftritt von Sabaton und dem Legendary Orchestra in Frankfurt

Sabaton gehören seit Jahren zu den Bands, bei denen ihr genau wisst: Live wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Am 25.11.2026 machte die Band in der Festhalle Frankfurt Halt. Nachdem sie beim letzten Konzert unter anderem eine Panzerhaubitze auf der Bühne stehen hatten, war ich echt gespannt, ob sie das dieses Jahr noch toppen können. Was soll ich sagen? Ja, sie können!

In weiser Voraussicht, dass die Show zu einer optischen Reizüberflutung werden könnte, die einen einzelnen Fotografen überfordert, habe ich meinen lieben Kollegen Dirk Dähler gebeten, das Ganze ebenfalls zu spotten. Große Teile dieses Berichts stützen sich also auf seine Informationen, für die ich ihm hier gerne meinen Dank aussprechen möchte.

Los ging das ganze Spektakel schon um 18:30 Uhr. Da Frankfurt an einem Dienstag bespielt werden sollte, kamen die Leute wahrscheinlich direkt von ihrer Arbeit durch die Rushhour und hatten so ihre Schwierigkeiten, zum Start in der Halle zu sein. Als das Orchester die Hauptbühne betrat, die wie eine große Burg gestaltet worden war, war die Festhalle erst zu zwei Dritteln befüllt.

Und wenn ich hier schreibe: „Orchester“, dann meine ich damit 7–8 Bläser, 8 Streicher, 2 Trommler, 5 Chorsänger und -sängerinnen, ein Xylophonspieler und dann noch die drei Frontfrauen Patty Gurdy an der Drehleier, Mia Asano an der E-Geige und die Scardust-Sängerin Noa Gruman. Das Ganze dann als „The Legendary Orchestra“ zu bezeichnen, ist also kein Marketing-Gag, sondern tatsächlich Programm!

Der Sound ist unbeschreiblich. Als Metalhead treibt man sich ja eher selten bei irgendwelchen Streichorchestern herum. Wenn die aber, wie hier, Lieder von Sabaton spielen, ist das schon einen Besuch wert – gelinde gesagt. Ob bei „The Last Stand“, „Carolus Rex“ oder „Night Witches“ – die Arrangements gehen direkt unter die Haut. Auch wenn die Festhalle im Gegensatz zu einem Opernhaus nicht annähernd die Akustik bieten kann, ist das Ganze dennoch wirklich beeindruckend.

Selbst als die überaus empfindliche Drehleier von Patty mitten in der Show den Dienst verweigerte und gegen ein Ersatzinstrument getauscht werden musste, wurde die Musik durch den Rest der Gruppe so souverän getragen, dass es wohl den wenigsten Gästen aufgefallen sein dürfte.

Ich für meinen Teil hege die Hoffnung, dass sich diese Gruppe genauso auch außerhalb der Sabaton-Tour etablieren kann. Die Kombination aus dem Drehleierspiel, der E-Geige und der markanten Stimme von Noa in Verbindung mit den unglaublich guten Leuten im Rest des Orchesters ist schon eine eigene Show wert. Da die drei aber für sich schon eine starke Solokarriere betreiben, dürfte es wohl bei der Hoffnung bleiben. Es gilt also: Geht zu dieser Tour, wer weiß, ob ihr das sonst noch einmal geboten bekommt.

Um es mit den Worten von Dirk auf den Punkt zu bringen: „Das Konzert fühlt sich bis hierhin wirklich wie ein riesiges, pompöses Intro an, auf dem Weg nach Walhalla, begleitet von Walküren.“ Nun, in diesem Fall war „Walhalla“ dann der Auftritt von Sabaton. Oder eher das Theaterstück, das dem Auftritt vorausging.

Jupp, ihr habt richtig gelesen. Theaterstück trifft es am ehesten. Mitten in der Festhalle hatte man eine zweite Stage gebaut, auf der sich in einem etwa 20-minütigen Dialog Cäsar mit Napoleon und Dschingis Khan stritt, wessen Reich nun mächtiger gewesen sei. Ihr könnt euch den unerwarteten Spaß nicht vorstellen, den die Gäste dabei hatten.

Beendet wurde die Debatte dann von King Arthur, in dessen Gefolge, verborgen unter Helmen und Rüstung, die Bandmitglieder von Sabaton unerkannt auf die Stage inmitten der Fans gelangten. Was für ein Vorspiel! Die Fans in der mittlerweile vollgefüllten Festhalle sind komplett aus dem Häuschen. Um nun von der Mitte der Halle auf die Hauptbühne zu gelangen, hat man mal eben eine ca. 25 m lange Brücke installiert, die heruntergelassen wurde. Also quasi eine Zugbrücke nach Sabaton-Castle, wenn ihr so wollt. Während also die Band den ersten Song spielend über die Brücke wandert, bereiten sich die Fotografen auf den nun folgenden Feuersturm vor. Feuerfeste Unterwäsche: Check. Haare zusammenbinden: Check. Leicht Entflammbares zurücklassen: Check. Sicherheitseinweisung durch den PR-Agenten: Check.

An dieser Stelle übergebe ich den Bericht an Dirk, da mein Multitasking einfach an sein Limit gekommen war: Das zweite Lied beginnt unüberhörbar und wieder mit Pyro-Geballer. Die 1-Euro-Ohrstöpsel an der Bar waren ihr Geld mehr als wert. Man spürt die Flammen bis unters Dach. Ich kann meinen Fotografen sehen, wie er versucht, zwischen den Flammenwänden hindurch einen guten Treffer zu landen.

Die Band steigt mit „The Last Stand“, „Hordes of Khan“ und „I, Emperor“ ein. Und selbstverständlich, so ist es Brauch, sorgt sich Frankfurt um den Flüssigkeitspegel von Joakim Brodén. Bei so viel Feuer darf eins nicht fehlen: „Noch ein Bier! Noch ein Bier!“ tönt es aus der Menge. Einen Biertechniker haben sie an Bord und natürlich wird standesgemäß das gute deutsche Bier geext.

Auch Napoleon und Cäsar sind wieder auf der Bühne und treiben ihr Unwesen. Ist es Theater, unterbrochen von Heavy Metal, oder umgekehrt? So oder so: Es ist eine tolle Show. Als Joakim eine Ansage zwischendurch macht: „Wir waren ja gestern in Stuttgart …“, reagiert die Menge mit gespielten Buh-Rufen. Wenn ihr die Metal-Szene kennt, wisst ihr, dass das alles nur Spaß ist. Anders als beim Sport oder der Politik hört man sich auch gerne mal an, was anderswo zelebriert wird. Wenn etwas die Welt retten kann, dann Metal – selbst wenn die Texte von Krieg handeln. Klingt absurd, aber die Menge beweist es. Nach dem Song „A Tiger Amongst Dragons“ gab es noch den einzigen Rettungseinsatz in der Menge, den ich an dem Abend beobachten konnte. Es bleibt zu hoffen, dass es sich hier nur um ein Kreislaufproblem gehandelt hat. Rettungskräfte waren auf jeden Fall innerhalb weniger Minuten vor Ort und hatten die Situation zu jeder Zeit unter Kontrolle.

Zu „Christmas Truce“ wurden die Fans aufgefordert, ihre Handy-LEDs einzuschalten. Plötzlich gingen überall Displays an und tauchten die Halle in eine großartige Lichtstimmung. Für „Attack of the Dead Man“ kommt die Brücke wieder zum Einsatz. Mit Gasmasken bewaffnet zieht die Band wieder in die Mitte der Halle, um dort ein Bad in der Menge zu nehmen. Diesmal kommen alle, auch die letzte Reihe, in den Genuss der Band. Nur ein kurzer Blick aufs Handy, um mitzuschreiben, und schwupps sind sie auch schon in der Menge verschwunden.

Zu Beginn von „Night Witches“ regnet es vereinzelt Feuerbälle. Lichtgewitter und gekonnter Einsatz von Pyrotechnik wechseln sich in schneller Abfolge. Ich habe zwar einen Spickzettel, der Hinweise zur Show enthält, bin aber trotzdem immer wieder überrascht, wenn die Feuerlanzen aus der Bühne schießen.

Und immer wieder: Die Menge sorgt sich um den Gesundheitszustand der Band und fordert sie regelmäßig dazu auf, ihre Flüssigkeitszufuhr nicht zu vernachlässigen. Das Bier darf nicht fehlen. Zack – zwei Stunden sind dahin. 21:52 Uhr. Mit „To Hell and Back“ und „Masters of the World“ geht die offizielle Show fulminant zu Ende.

Wenn ihr euch unsicher seid, ob sich die Tickets lohnen – ja, tun sie! Dieses Konzert war komplett anders als das letzte in der Festhalle. Ich freue mich auf ein weiteres Mal! Danke an Sabaton und das Legendary Orchestra für einen perfekten Abend!

Den Worten habe ich nur wenig hinzuzufügen. Es gibt noch zu erwähnen, dass die Lieder während des Konzerts ebenfalls durch den Gesang des Chores und von Noa Gruman Unterstützung fanden und damit auch ältere Lieder zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich bin gespannt, wie zur Hölle ihr das noch toppen wollt, wenn ihr das nächste Mal kommt.

Matthias Meyer

Redakteur und Fotograf