Dimmu Borgir und Amorphis: Dunkel-düsteres Metal-Spektakel in Wiesbaden

In einer nass-kalten Nacht geht es nach Wiesbaden, wo sich am 26.01.2020 im Schlachthof Amorphis und Dimmu Borgir angekündigt haben. Die beiden aus Skandinavien stammenden Giganten der düsteren Metalklänge werden auf ihrer Tour von den US-Amerikanern Wolves In The Throne Room flankiert. Während Amorphis in letzter Zeit recht umtriebig touren, freut es uns auch, endlich wieder auf die Black-Metaller aus Norwegen live erleben zu dürfen.

Den Anfang machen Wolves In The Throne Room aus Olympia, die mit ihrem fast schon meditativen Metal-Sound eine ganz eigene Stimmung kreieren. Die Bühne ist komplett in Nebel eingetaucht, Räucherstäbchen verbreiten ihren schweren, gruftigen Geruch in den ersten Reihen und aus den Boxen ertönt das langsame, dunkel-mystische Intro. Die Band erscheint überwiegend nur als Silhouetten, die im Rauch von farblichen Spots markiert werden. Das Schreddern der Gitarren prägt maßgeblich das Klangbild. Trotz der schnellen Anschläge wirken die ausgeprägten Lieder massiv getragen, als ob man eine tonnenschwere Last schleppt. Dazu hämmert das Schlagzeug unentwegt monoton im Stakkato auf die Felle. Der wenige Gesang spielt eine untergeordnete Rolle, zumal er kaum verständlich im Geschredder untergeht. Nach etwa einer halben Stunde verzieht sich die Nebelwand und mit ihr verlassen Wolves In The Throne Room unter mäßigem Applaus die Bühne.

Mit Begeisterung werden dann Amorphis empfangen, die mit “The Bee” fast schon traditionell ihren Auftritt beginnen. Die Sechs aus Helsinki besetzen die Rolle – trotz aller musikalischer Härte – des eher melodischen Mittelteils im heutigen Lineup. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen macht sich schnell Stimmung im ehemaligen Schlachthof breit, was vor allem der großen Fanschar zu verdanken ist, die nach Wiesbaden geströmt ist. Dunkel aber stets klangvoll spielen sich Amorphis weiter in die Herzen ihrer Anhängerschaft, die wiederum in Form von Klatschen und Mitsingen ihre Anerkennung zollen. Die feierwillige Menge ist in Bewegung, wenn Songs wie “Bad Blood” oder “Wrong Direction” durch die Halle brettern. Sänger Tomi Joutsen treibt zwischendurch immer wieder das Publikum weiter an, das während des 70-minütingen Sets recht gut austoben kann. Hinter seinen langen Haaren versteckt gibt es manchmal zwischen den Liedern ein kleines „Dankeschön“, bevor schon der nächste Titel angespielt wird. Die Band schöpft aus ihrer 30-jährigen Erfahrung und präsentiert eine Setlist von “Tales from the thousend Lakes” bis hin zur aktuellen Scheibe “Queen of Time”. Die abwechslungsreiche Songauswahl, die es zu hören und feiern gibt, ist erfreulich erfrischend, gerade nach dem recht eintönigen Sound der Vorband. Amorphis sind alte Hasen im Geschäft, was man an diesem Abend in jedem Augenblick erlebt. Ihre Routine sowie ihre Professionalität zünden von Anfang an bis hin zum Schlussakkord von “Black Winter Day”.

Nach kurzem Umbau beginnt schließlich das dunkel-laute Spektakel von Dimmu Borgir. Das Gesicht von schwarzen Kapuzen unkenntlich verhüllt betreten die Norweger die Bretter im Schlachthof Wiesbaden. Nicht nur der dichte Nebel umgibt sie, auch ein gewisser Kult-Status umhüllt die Black-/Dark-Metal Band. Die Setlist an diesem Abend ist auf das aktuelle Album “Eonian” fokussiert, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass “The Unveiling” und “Interdimensional Summit” den Auftakt machen. Bühnenbild und Klangbild sind voll aufeinander abgestimmt. Im spärlichen Licht streichen grüne und rote Lichterkegeln durch den Dunst, während tiefes Grollen mit mystischen Keyboardklängen und hämmernden Drumbeats paarend die Halle erbeben lässt. Trotz der schweren und teilweise schaurigen Inszenierung – oder ist es vielleicht gerade deswegen – geht es auf der Bühne sowie im Publikum recht munter zu. Frontmann Shagrath aber vor allem auch den Saitenspieler entgleitet stellenweise fast unbemerkt der böse Blick, der einem mehr oder weniger breiten Grinsen weichen muss. Unterdessen feiern die Fans lautstark Songs wie “Dimmu Borgir“, “Purtania” oder “Progenies of the Great Apocalypse”. Dabei fliegen allerorts die langen Haare, Fäuste werden hier und da grölend gen Himmel gereckt und zwischendurch erfreut man sich an einem Schluck kühlen Biers. “Mouring Palace” leitet das fulminante Finale ein, zu dem alle nochmals richtig aufdrehen und dem Konzert einen würdigen Abschluss verleihen. Egal für welche Band man heute in den Schlachthof gekommen ist, keiner kann sich beklagen und dürfte zufrieden nach Hause gehen.

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