Arch Enemy und Behemoth – eine großartige Kombination rockt in Frankfurt

Eine Warnung im Voraus, ich schreibe hier frei von der Leber weg, da ich fest daran glaube, dass Metalheads ehrliche Worte mehr zu schätzen wissen als ein hochtrabendes genderneutrales Wortkonglomerat. Lasst Euch also ein wenig in meine Welt entführen und legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage.

Als ich das erste Mal vom Termin, an einem Mittwochabend hörte, dachte ich mir nur: „ALTER…“! Für Menschen, die einem geregelten Job nachgehen und am nächsten Morgen früh raus müssen (davon gibt’s dann doch einige), ist das nicht gerade optimal. Was dann wohl auch der Grund dafür gewesen sein dürfte, warum die Jahrhunderthalle in Frankfurt nicht komplett ausgebucht war. Und dennoch, sie kamen zu Tausenden … vorsichtigen Schätzungen eines Sicherheitspostens zu folge, zwischen 2000 bis 2500 Menschen.



Lasst Euch sagen: Die, die vor Ort waren, hatten ihr schwarzes Herz dann auch am rechten Fleck und haben die Halle zum Toben gebracht. Friedlich, mit dem gegenseitigen Respekt, wie es eben unter Metallern üblich ist.



Den Anfang haben die beiden Vorgruppen Unto Others und Carcass gemacht. Die einen soliden Job abgeliefert haben. Guter Metal, den das Publikum warm gemacht hat. Mehr gibt’s dazu auch nicht wirklich zu berichten.



Als Behemoth die Bühne betrat, hat sich das allerdings schlagartig geändert. Ich muss hier zugeben, dass ich im Vorfeld die Jungs aus Polen so gar nicht ernst genommen hatte. Was aber eher dem Umstand geschuldet war, dass ich nicht wirklich aus dem Death-Metal-Szene komme … man möge mir mein Unwissen entschuldigen. Denn, oh mein fucking Gott! Schon mit dem ersten Antritt hatten sie die Halle fest im Griff. Allein das unglaublich liebevolle und detaillierte Outfit und Makeup der Band hat mich sprachlos gemacht.

Als sie dann noch einen echt fetten Sound abgeliefert haben, konnte auch der größte Ignorant (ja, hier bin ich selbst gemeint) nicht mehr innehalten!
Wirklich saustark, was Behemoth da präsentiert hatte. Und den Metalheads hat es ebenso gefallen. Denn, der Fotografen-Meute hat sich ein wirklich bizarres Bild geboten als sie nach dem Ende der Show, zurück in den Kameragraben geführt wurde. Da standen zu unserer Rechten, Fans in der ersten Reihe, die komplett mit Blut bespritzt waren und dabei bis über beide Ohren grinsten. Ein Anblick den man nicht an jeden Mittwochabend geboten bekommt.

Fokussiert auf den nun folgenden Arch Enemy Hauptakt, hatte ich mein Foto-Equipment nun schon auf den Telebereich konfiguriert und es versäumt, Euch diese surreale Szene zu Fotografieren. Dafür muss ich mich zutiefst entschuldigen. Ich gelobe Besserung. Wenn mich wieder Blutüberströmte Menschen angrinsen, mach ich ein Foto davon!

Nun aber zurück zum Handlungsstrang: Wir sind im Kameragraben und endlich … da hinterm Vorhang, die Kontur kenne ich. Der Light-Artist gibt der Menge bereits einen Vorgeschmack darauf, was gleich kommt.

Der Vorhang fällt und da sind sie: Arch Enemy, gibt sich die Ehre! Nachdem sie um die halbe Welt gereist sind, stehen sie endlich vor mir. Keine drei Meter entfernt und es geht direkt in die Vollen. Der blaue Powerschlumpf tigert über die Bühne. Bis heute noch, kann ich es einfach nicht verstehen, wie solch eine tiefe Stimme aus so einem kleinen und niedlichen Wesen dringen kann. Zehn Sekunden und ich bin im Headbang-Modus. Und dass, obwohl ich doch Fotos machen soll. Weitere fünf Sekunden und der Foto-Profi kommt durch. Ich versuche die Zielerfassung aufzunehmen.

Gar nicht so leicht, bei wenig Licht, so ein kleines schnell bewegendes Energiebündel zu fokussieren. Ich schalte auf Dauerfeuer um. Die Ultraschall-Servos im Objektiv ackern mit Höchstleistung, um das Ziel im Fokus zu behalten. Denn Alissa weiß, was sie den Fans schuldig ist und sie gibt alles: Stürmt über die Bühne, von einem Ende zum anderem. Springt, tanzt und schüttelt die lange blaue Mähne. Der Fotograf in mir flucht wie ein Hafenarbeiter, der Fan in mir liebt es und muss unweigerlich mit abzappeln. Wie gesagt, kein leichter Job.

Derzeit toben die Massen. Die Temperatur steigt. Denn Flammen steigen 30 cm neben meinem Kopf in die Höhe! Verdammt, da war ja was. Die Pressesprecherin hat darauf hingewiesen, im Lied Nummero zwei starten sie mit der Pyro. So in Konzentration hatte ich meinen Standort nicht mehr im Blick. Ein höflicher Sicherheitsposten zieht mich sanft, aber bestimmt zurück. Ich folge freiwillig, wechsele das Objektiv auf Weitwinkel und geh wieder in Stellung. Dieses mal etwas zurückhaltender. *hüstel*


Von der Bühne höre ich ein „Handshake with Hell“! Die Band setzt zum dritten Lied an. Noch einmal alles geben, bevor der Sicherheitsdienst den Graben räumt. Ich schau auf dem Counter. Knapp 700 Bilder, von denen erfahrungsgemäß 120 unter diesen Bedingungen technisch sauber sind. Uff…. Geschafft.


Der Job ist erledigt, endlich kann ich die Show genießen. Ich packe mir die knapp 16 Kilo Fotoequipment auf den Rücken und positioniere mich bei den restlichen Fans vor der Bühne. Tolle Stimmung. Arch Enemy ist nun voll in seinem Element. Ich liebe es. Wir alle in der Jahrhunderthalle lieben es! Die Band spielt ältere Titel und auch viel aus dem aktuellem Album Deceivers. Eine solide Mischung, inklusive einem Gitarrensolo der Extraklasse von Jeff Loomis, das in einem Duett mit Michael Amott endete. 70 min ziehen immer viel zu schnell vorbei. Wer kam auf die Idee, Zeit für zwei Vorbands zu “verschwenden”?! Auch eine Zugabe war leider nicht mehr drin (echt jetzt?).

Mein Fazit: Geht hin, es lohnt sich. Es gibt noch Gigs in Deutschland und im nahen Ausland. Arch Enemy und Behemoth sind eine großartige Kombination. Zu nörgeln gibt es nur, dass es nicht länger ging. Zwei Stunden pro Band fände ich echt toll. Material dafür wäre von beiden auf jeden Fall ausreichend vorhanden. Im Gegenzug kann man ja die Vorgruppen weglassen. *feix*

In diesem Sinne: keep rocking.

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