LaBrassBanda brennt die Batschkapp ab

LaBrassBanda brennt die Batschkapp ab

Blasmusik und das harte Musikmagazin ist da, um zu berichten. Wer sich jetzt denkt, da wäre ein Fehler unterlaufen, der irrt! Denn das übliche Schubladen-Denken funktioniert bei LaBrassBanda schlicht und ergreifend nicht. Irgendeiner kam zwar auf den Gedanken die aus Übersee am Chiemsee stammende Band unter „Neue Volksmusik“ einzustufen, aber wer sich daran festhält, der verpasst großes.

Sicher ist auf jeden Fall, dass die Jungs um den Leadsänger und Trompeter Stefan Dettl, jede Menge an Heavy Metal in Form Ihrer Instrumente am Start haben. Trompeten, Posaunen und auch eine Tuba standen einer Bassgitarre, Schlagzeug und einer Leadgitarre gegenüber. Also insgesamt fasst LaBrassBanda, sage und schreibe acht Mitglieder. Acht Männer, die sich einem breiten Spektrum widmen, welche die Musik-Branche zu bieten hat. Denn sie spielen Rock, Reggae, Pop, Techno, Rap und natürlich Blasmusik. Also weg mit dem Schubladendenken und die Lauscher auf. Wer dieser Band offen begegnet, wird sicherlich nicht enttäuscht. Nicht nur Rammstein hat sich schon den Sound der Jungs zum Lied „Dicke Titten“ zu Nutze gemacht. Auch die Erfolgsserie „Babylon Berlin“ konnte sie für einen Gastauftritt gewinnen. Spätestens mit dem neuesten Bandmitglied Julian Buschberger an der Leadgitarre muss jeder Rocker aufhorchen. Nun aber genug erklärt, warum auch wir uns die Jungs ganz genau angehört haben. Ohne weitere Umwege, nun zum Bericht:

Die Batschkapp Frankfurt ist am Samstagabend restlos ausverkauft. Eine eindeutige Tendenz des Publikums ist nicht erkennbar. Es gibt den kompletten Altersquerschnitt: Von 16 bis 80 Jahren ist alles vertreten. Auch in Sachen Outfit gibt es keine Regel. Einige Mädels im Dirndl. Einige Kerle mit Iron-Maiden-Shirts. Jeans, Anzugshosen und Lederhosen. Alle, wirklich alle Arten von Menschen haben sich da zusammengefunden. Die Stimmung ist entspannt und erwartungsvoll.

Punkt 19 Uhr kommen die drei Jungs der Vorband auf die Bühne. Folkshilfe ist eine österreichische Band. Ich gebe zu, von ihnen hatte ich noch nie gehört und was nun kommen sollte, hat mich vollkommen unvorbereitet getroffen. Was bei uns als Ziehharmonika oder als Schifferklavier bezeichnet wird, nennen die Österreicher Quetschn. Wenn man nun den Bass dieser Quetschn mit einem Synthesizer verbindet, ergibt sich daraus ein Sound, der es in sich hat. Mir ist die Spucke weggeblieben. Musikalisch lässt sich das Ergebnis von mir nicht wirklich einordnen. Aber dem Publikum hat es gefallen, die Jungs auf der Bühne hatten sichtlichen Spaß und auch ich habe mich nicht „vertrieben“ gefühlt. Folkshilfe können schon was und ein Gitarren-Quetschn-Battle sieht man auch nicht alle Tage auf einer Bühne. Knapp 45 Minuten haben die ihren Job als Anheizer sehr gut gemacht. Nach etwa 15 Minuten Umbau ging es dann aber in die Vollen.

20 Uhr. LaBrassBanda betritt unter frenetischem Applaus die Bühne. Gewohnt barfuß und in Lederhosen. Gesungen wird Deutsch, also wenn man folgen kann und den Dialekt versteht. Beides blieb mir verwehrt. Der Sänger Stefan Dettl ist quasi ein menschliches Maschinengewehr der Worte. Der Mann singt so schnell, dass jeder Profi-Rapper von der anderen Seite des Atlantiks blass vor Neid werden würde. Ich kann nicht folgen und der Dialekt tut sein Übriges. Doch stört das keine Sekunde. Wer will, kann zwar die nicht immer so ganz jugendfreien Texte im Internet nachlesen, aber es ist mehr die Phonetik, die einem mitreißt. LaBrassBanda hat einfach seine ganz eigene Art. Die Tuba fungiert als Bass. Von der Trompete fühlt man sich manches Mal wie in ein Gitarren solo versetzt und so weiter. Wenn dann erst einmal ein Julian Buschberger an der Gitarre entfesselt loslegt, weiß eigentlich jeder, dass hier nur Profis am Werk sind.

Nun folgt das, was ich gern für mich als Kettenreaktion bezeichne. Durch sich aufschaukelnde Interaktionen zwischen Band und Gästen entsteht eine direkte Verbindung. Der Spaß, den die Band beim Spielen hat, ist so ehrlich, dass er auf das Publikum überschwappt. Angesteckt von der Hingabe lässt das Publikum alle Hemmungen fallen und wird spürbar lockerer. Es wird mitgesprungen und getanzt. In einer ausverkauften Halle möchte ich nochmal betonen. Diese Ekstase schwappt nun wiederum zurück zur Band, die darauf auch noch einmal nachlegen kann. Und so schaukelte sich die Stimmung Song für Song weiter auf. Nach eineinhalb Stunden hatten die Fans so ein Level erreicht, das ich in der Batschkapp noch nie erlebt hatte. Offenbar auch die Band noch nicht. Kurzerhand ging es mit dem kompletten Schwermetall auf Tour durch die ganze Halle. Und wenn ich schreibe die ganze Halle, dann meine ich das auch so. Ich habe gedacht, ich traue meinen Augen nicht, als die Jungs sich auf den Weg hoch in die Galerie gemacht haben. Nun sitzt auch hier so gut wie niemand mehr. Selbst die Ü60-Fraktion ist am Tanzen.

Ich kann es nicht anders sagen: Ja, LaBrassBanda sind speziell. Ja, sie passen in keine Schublade. Aber verdammt, wer mal Musik in fast all seinen Fassetten erleben möchte, sollte sich die Band einmal live geben. Die Energie, die hier freigesetzt wird, ist enorm. Ganz klar eine Empfehlung.

Matthias Meyer

Redakteur und Fotograf