Helloween feiern imposantes Tourfinale in der Schleyer-Halle Stuttgart

Helloween feiern imposantes Tourfinale in der Schleyer-Halle Stuttgart
Helloween in Stuttgart am 22.11.2025 - Photo: Pierre Ames

Es muss sich wie ein kleines Heimspiel angefühlt haben, als Helloween zum Abschluss ihrer Europareise am 22.11.2025 in Stuttgart antraten. Die Tickets für die „40 Years Anniversary“-Tour waren schnell vergriffen, sodass sich bei eisigen Temperaturen draußen die Hanns-Martin-Schleyer-Halle früh und schnell füllte. Mit großer Erwartung warteten die Fans nicht nur auf die legendären Klassiker aus der „Keeper of the Seven Keys“-Ära, sondern harrten gespannt darauf, wie die neuen Songs des aktuellen Albums „Giants & Monsters“ live wirken würden.

Nach dem eindrucksvollen Tourauftakt in der Rockhal, wochenlangem Touralltag und vier Dekaden mehr oder weniger gemeinsamer Bühnenerfahrung zeigten sich die Power-Ikonen als eingespielte Einheit – „Pumpkins United“ eben. Eingebettet in eine beeindruckende Bühne mit monströsen LED-Leinwänden sowie unzähligen Spots und Lichtern freuten sich die Fans auf eine faszinierende Reise durch die Bandgeschichte bei bester Laune. Denn Helloween stehen für positive Vibes sowohl auf Platte als auch live.

Um 19:15 Uhr machten sich Beast In Black mit „Power of the Beast“ daran, die ausverkaufte Halle anzuheizen. Anders als beim Auftakt steht nach dem überraschenden Ausstieg des jahrelangen Gitarristen Kasperi Heikkinen nun die Power-Metal-Band mit Daniel Freyberg von Crownshift auf der Bühne. Die Finnen machten auch mit „Hardcore“ und „From Hell with Love“ von Beginn an Druck. Vor allem Atte Palokangas zeigte große Spielfreude am Schlagzeug, während er wild-begeistert auf seinen Drums hämmerte. Dabei überzeugte Sänger Yannis Papadopoulos mit seinem breiten Spektrum, das von rauer Stimme bis in hohe Tonlagen wie bei „Beast In Black“ brillierte. Klassiker wie „Blind And Frozen“ oder „Sweet True Lies“ holten hauptsächlich die eigenen Fans gut ab, der Rest der Halle ließ sich interessiert aber noch zurückhaltend unterhalten. Mit „Enter the Behelit“ präsentierten Beast In Black schließlich einen Einblick in das für Mai 2026 angekündigte vierte Album und kündigten gleichzeitig ihre Headliner-Tour im kommenden Jahr an. „No Surrender“ markierte den Abschluss, bevor unter großem Jubel der Helloween-Vorhang hochgezogen wurde.

„Let Me Entertain You“ von Robbie Williams schallte durch die Schleyer-Halle, bevor unter Freudengeschrei der schwarze Vorhang fiel und „March of Time“ aus dem Album „Keeper of the Seven Keys – Part 2“ den Startschuss zur kollektiven Ekstase setzte. Die musikalische Reise durch vier Jahrzehnte Helloween hat ihren Lauf genommen: Die übergroße Leinwand im Hintergrund blendet kunstvoll die Album-Cover in chronologischer Reihenfolge ein und der animierte Magier von den Keeper-Alben führte durch die furiose Bandhistorie. Konsequenterweise war die Setlist vollgepackt mit allerlei Klassikern. „Future World“, „Twilight of the Gods“ (beide Keepers – Part 1) und „Ride the Sky“ (Walls of Jericho) zündeten in der ersten Hälfte jeweils ein nostalgisches Stimmungsfeuerwerk. Doch auch die aktuellen Songs kamen nicht zu kurz. „This Is Tokyo“ und „Universe (Gravity for Hearts)“ von der neuen Scheibe oder „Hell Was Made in Heaven“ aus „Rabbit Don’t Come Easy“ ergänzten die Meilensteine der füheren Jahre bis hin in die Neuzeit.

Untermauert von einer professionell getakteten Videoshow im Hintergrund führten Helloween ihre Fans weiter durch ihre Zeitreise. An der Spitze stand das eingespielte Sänger-Duo Michael Kiske und Andi Deris. Alte und neue Gesangsparts gingen Ton in Ton, als ob sie nie anders aufgenommen wurden. Zwischendurch gesellte sich mit Kai Hansen die dritte Stimme, die beispielsweise bei „Heavy Metal (Is The Law)“ das Mikro übernimmt. Ebenso wie beim Gesang harmonierten auch die Gitarren. Ob Urgestein Michael Weikath, Wiedereinsteiger Hansen oder der junge Sascha Gerstner – die Gitarrenparts gingen stets harmonisch ineinander über bzw. erzeugten ein gekonntes Wechselspiel miteinander. Mittendrin wirbelte Markus Großkopf am Bass und versprühte gute Laune unter seinen Bandkollegen sowie im Publikum. Schließlich durfte Daniel Löble, der gemeinsam mit Deris quasi Heimvorteil genoss, bei seinem ausgiebigen Drum-Solo sein Können beweisen. Die gesamte Live-Performance von den kraftvollen Hits wie „I Want Out“ bis hin zu den emotionalen Stücken wie „A Tale That Wasn’t Right“ zog jeden Fan und somit fast alle in der Schleyer-Halle in ihren Bann.

Nach „Halloween“ in voller Länge ging es bei „Eagle Fly Free“ mit Vollgas auf die Zielgerade. Voller Inbrunst sang Stuttgart unter dem großen, schwebenden Kürbiskopf zum Opener von Keepers – Part 2. Die Stimmung hätte so fast ihren Höhepunkt erreicht, hätte dann nicht noch „Dr. Stein“ dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Band und Publikum feierten lautstark, dazu gibt es viel bunte Bilder auf der LED-Wand und Riesen-Luftschlangen in der Halle. Nach viel geballter Power verabschiedeten sich Helloween mit „Keeper of the Seven Keys“ aus Stuttgart und gleichzeitig von ihrer Europa-Tour. Was für ein würdiger Tourabschluss.

Fußnote: Kiske kritisierte während des Konzerts den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz, handgemachte Werke blieben dabei auf der Strecke. Sogar Konzertberichte würden zunehmend von KI verfasst, so Kiske. Lieber Michael, dieser Konzertbericht ist mit viel Liebe handgeschrieben bzw. eigenständig verfasst und getippt!

Photos: Pierre Ames

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf