Zwanzig Jahre Madsen – Vollgas und Verbeugung vor der Vergangenheit

Zwanzig Jahre Madsen – Vollgas und Verbeugung vor der Vergangenheit
Madsen - 11.04.2025 Kammgarn Kaiserslautern

Wenn sich Madsen in der Kammgarn Kaiserslautern ankündigen, heißt es für Fans schnell sein – und diesmal schneller denn je: Schon Wochen vor dem Konzert am 11. April 2025 meldete der Veranstalter ausverkauft. Kein Wunder, denn die Band feiert ein rundes Jubiläum: 20 Jahre Madsen, 20 Jahre energiegeladener Indie-Rock mit Herz, Haltung und jeder Menge Hymnen. Zur Feier wurde das Debütalbum vom 1. November 2004 nicht nur neu auf Vinyl aufgelegt, sondern um ein verschollen geglaubtes Juwel ergänzt: den bisher unveröffentlichten Song „Heute Nacht“, der bereits 2004 aufgenommen, aber bis jetzt nie veröffentlicht wurde.

Die „Heute Nacht“-Tour versprach Nostalgie und hielt dieses Versprechen von Anfang an. Schon vor Konzertbeginn herrschte bei bestem Frühlingswetter ausgelassene Stimmung im Innenhof der ehemaligen Spinnerei. Entspannt wartete das bunt gemischte Publikum – von Teenagern bis zu Fans der ersten Stunde – auf den Einlass ins historische Casino der Kammgarn.

Als Vorband betrat das junge Würzburger Indie-Rock-Quartett The Late Summers die Bühne, angeführt von Hannah (Gesang/Keyboard) und Falco (Gesang/Gitarre). In ihrem 30-minütigen Set überzeugten sie mit eingängigen eigenen Songs und einem mutigen Cover von „Free Fallin’“ (Tom Petty), das viel Applaus erntete – ein sympathischer Auftakt.

Doch der Abend gehörte Madsen und die ließen sich nicht lange bitten. Mit einem wuchtigen Opener „Vielleicht“ gefolgt von „Immer mehr“ und einer extralangen, treibenden Version von „Perfektion“ stieg die Band energiegeladen ein. Bereits 2001 standen Madsen erstmals in der Kammgarn auf der Bühne. Doch so voll und euphorisch wie an diesem Abend sei es selten gewesen, so Frontmann Sebastian Madsen.

Ein echtes Geschenk für Fans war der Entschluss, das komplette Debütalbum live durchzuspielen – inklusive Songs, die seit Jahren nicht mehr auf der Setlist standen, wie etwa „Unsichtbar“. Zwischen den Liedern zeigte sich Sänger Sebastian gewohnt publikumsnah, mischte sich immer wieder in den Fotograben, schüttelte Hände und richtete persönliche Dankesworte an die Fans: „Wer war schon vor 20 Jahren auf einem Konzert von uns?“, ein Teil grölt, ein anderer lacht verlegen. In der ersten Reihe steht ein junger Mann, gerade 18 Jahre alt, mit seinem Vater – ein Generationenkonzert im besten Sinne.

Natürlich durften auch Klassiker wie „Du schreibst Geschichte“, „Kein Weg zu weit“ oder „Lass die Musik an“ nicht fehlen. Besonders emotional wurde es bei der Ballade „Im Dunkeln“, bei dem hunderte Handys den Saal in ein flackerndes Lichtermeer tauchten. Mit „Lüg mich an“ wurde es politischer: Der Song, ursprünglich als Kritik an Fernsehverblödung geschrieben, hat auch im Zeitalter von Algorithmen und Dauerberieselung nichts an Aktualität verloren, nur das Medium hat sich geändert.

Die Stimmung blieb durchgehend ausgelassen. In der Mitte tobte ein Moshpit, während der Rest des Saals klatschte, tanzte oder textsicher mitgröhlte. Martin Krüssel an der Gitarre und Lisa an den Tasten trieben den Sound souverän voran – kraftvoll, tight, aber mit der typischen Madsen-Wärme. Nach rund zwei Stunden, mehreren Zugaben und einem letzten kollektiven Mitsingen verließen Fans verschwitzt, heiser und glücklich den Saal. „Irgendetwas haben wir richtig gemacht“, sagte Sebastian Madsen. Man kann ihm nur zustimmen.

Zum Abschluss setzten Madsen noch ein echtes Ausrufezeichen: Nach einem mitreißenden Cover des Punk-Klassikers „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones ließ sich die Band zu einer ganz besonderen Einlage hinreißen. „Angels“ von Robbie Williams erklang im Anschluss, nicht von der Bühne, sondern allein aus den Kehlen der Fans, die den Saal in einen einzigen, mächtigen Chor verwandelten. Die Menge tobte und als dann der letzte Song „Lass die Musik an“ anrollte, war endgültig klar: Dieser Abend wird in Erinnerung bleiben.

Madsen zelebrieren ihr 20-jähriges Bandbestehen nicht mit einem Blick zurück, sondern mit Vollgas nach vorn – nostalgisch, ja, aber vor allem mitreißend, kraftvoll und nahbar. Die Kammgarn Kaiserslautern bebte – und mit ihr ein ganzes Publikum zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf