Helloween starten eindrucksvoll ihre „40 Years Anniversary“-Tour in der Rockhal

Helloween starten eindrucksvoll ihre „40 Years Anniversary“-Tour in der Rockhal
Helloween - 17.10.2025 Rockhal Luxemburg

The pumpkins are rolling again … und das mit einer überwältigenden Performance. Den Kick-off für ihre „40 Years Anniversary“-Tour haben Helloween am 17.10.2025 in der Rockhal Luxemburg hingelegt. Gleich bei der ersten Show der 15-monatigen Welttournee nahm in der Rockhal in Esch-sur-Alzette der Kürbiswahnsinn unaufhaltsam seinen Lauf, sowohl mit Live-Debüts als auch mit selten gespielten Klassikern und einigen Überraschungen. Die teils weit angereisten Fans in der vollen Halle machen von Beginn an lautstark klar, wem ihre Herzen seit Jahrzehnten gehören.

Doch zunächst eröffnen die Power-Metaller von Beast in Black mit „Power of the Beast“ und packen sofort zu. Der Heavy-Metal-Sound knallt durchs alte Fabrikgebäude. Bei „Hardcore“ und spätestens bei „Blood of a Lion“ ist auch der letzte Metalhead endgültig wach. In der Rockhal kommt immer mehr Bewegung: Haare kreisen, Fäuste zählen den Takt, viele singen wortsicher mit, etwa bei „Cry Out for a Hero“. Auf dem langen Steg steht Sänger Yannis Papadopoulos im Griff der Fans, posiert, lacht und lässt singen – wie nach „Sweet True Lies“. Dahinter setzen die Gitarristen Kasperi Heikkinen und Anton Kabanen schnelle Riffs, oder sie posieren zu dritt mit Bassist Máté Molnár. Die Energie auf der Bühne zieht die Halle mit. „Enter the Behelit“ präsentieren die Finnen als Vorboten des für Mai 2026 angekündigten vierten Albums und lösen damit das Versprechen eines exklusiven Previews ein. Mit „Beast in Black“ zeigt Papadopoulos, dass er mit teils rauer Stimme auch die hohen Lagen sauber trifft, während Heikkinen mit schnellen Soli begeistert. Songs wie „Die by the Blade“ und „One Night in Tokyo“ holen die Fans sichtbar ab. „I see you have a good time“, merkt der Sänger an – und liegt für den gesamten Abend richtig. Mit „No Surrender“ verabschieden sich Beast in Black mit den Worten „Stay Metal“.

Dann fällt der große Vorhang, auf dem das übergroße, weiße Logo den Headliner ankündigt. Zwei animierte Kürbisaugen erscheinen auf der gigantischen LED-Leinwand und zerfallen wieder, Cover aus vier Jahrzehnten rauschen vorbei. Helloween starten ihre erste Show der Tour mit „March of Time“. Zeit wird zum Leitmotiv – der charakteristische Magier aus der „Keeper of the Seven Keys“-Ära führt durch vier Dekaden. Dementsprechend abwechslungsreich fällt die Setlist aus: Von „Future World“ bis „This Is Tokyo“ spannt sich der Bogen zwischen Klassikern und Neuzeit. Michael Kiske und Andi Deris teilen sich die Leads, kontern Harmonien und setzen ihre Stärken punktgenau. Kiske, ständig im Austausch mit Deris und für Späße gut, kündigt einen besonderen Live-Moment an: „Twilight of the Gods“ kehrt nach Jahren zurück und die Rockhal brüllt vor Jubel. Danach lädt der Magier mit der Galaxie im Kopf zur großen Reise, ganz nach dem Motto „Ride the Sky“ vom Debüt „Walls of Jericho“.

Die Halle brodelt durchgehend. „Helloween“-Sprechchöre und kräftiges Klatschen füllen die Pausen, so auch vor dem Live-Debüt „Into the Sun“. Es folgt Daniel Löbles eindrucksvolles Drum-Solo mit Publikumsanimation. Die Einspieler auf den LED-Wänden sind sauber geschnitten und greifen Inhalte wie Emotionen auf. Die teils inhaltsschwere Lichtshow wertet die Dynamik punktgenau auf. Alles passt zusammen und zieht die Rockhal tief in die faszinierende Welt von Helloween. Dabei trägt das legendäre Line-up mit Michael Weikath, Michael Kiske, Kai Hansen und Markus Grosskopf zusammen mit Andi Deris, Sascha Gerstner und Dani Löble: Helloween präsentieren sich als geballte Power-Metal-Macht, eben Pumpkins United.

Bei den neuen Songs fühlt es sich wie früher an. Fast alle Pumpkinheads vor der Bühne singen alte wie neue Lieder inbrünstig sowie textsicher, nehmen sich in den Arm, feiern die Band und schwelgen ein bisschen in alten Zeiten. Das gilt auch für die Musiker mit spürbarer Spielfreude und neuem Material im Gepäck. Von „Monsters & Giants“ spielen die sieben mit „Universe“ ein weiteres Live-Debüt, was die Fans ebenso lauthals feiern wie die alten Klassiker. Auch das ist klares Zeichen, dass Helloween wieder in Topform sind und gereift an die alten Glanzzeiten anknüpfen. „Hell Was Made in Heaven“ setzt im Mittelteil einen weiteren Höhepunkt. Wie gut vier Jahrzehnte Bandgeschichte zusammen abrocken, zeigt Helloween beim Klassiker wie „How Many Tears“, als der alte Hit mit drei Gitarren und zwei Stimmen neu aufblüht und tausend Kehlen jede Zeile zelebrieren.

Dann ein absolutes Highlight: Mit „I Want Out“ im Konfettiregen und Chören bis in die letzten Reihen geben hörbar die ersten Stimmbänder vor der Bühne auf. Die Menge tobt. „A Tale That Wasn‘t Right“, reduziert auf Akustikgitarre, liefert vier Minuten Gänsehaut. Nach so viel Gefühl ist wieder „Power“ angesagt. Denn „What is the law?“ fragt Hansen die grölende Menge. „Heavy Metal is the law“ kommt es zurück und geht direkt zurück zu den Wurzeln von „Walls of Jericho“. „Halloween“ wird wieder vom Magier angekündigt und das perfekt harmonierende Sänger-Duo steht oben auf den Podesten, dazwischen Löble, und präsentieren die Hymne erstmals seit 2018 wieder. Die Fans sind wie gebannt. Unter dem 40-Jahre-Logo wird das Intro der „Keeper of the Seven Keys, Part II“ angespielt, was in „Eagle Fly Free“ mündet. Der Schlussblock hat es noch einmal in sich: das Live-Debüt „A Little Is a Little Too Much“ ist der Anlauf zum finalen Abriss bei „Dr. Stein“.

Ein Tourauftakt mit klarer Handschrift. Helloween feiern nicht nur 40 Jahre Bandgeschichte, sie leben sie. Die Power-Metal-Ikonen verbinden in der Rockhal Luxemburg Historie und Gegenwart getragen von einer sensationellen Live-Performance inklusive spektakulärer LED-Show. Wer die Tour mitnehmen will, bekommt eine konzentrierte Best-of-Reise mit frischen Kapiteln. Happy, happy Helloween, liebe Pumpkinheads!

Andreas Schieler

Leitung, Redakteur und Fotograf