13. Amphi Festival: Tausende Gothic-Fans feiern am Tanzbrunnen in Köln

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Einmal im Jahr strömt die “schwarze Szene” in das sonst so bunte Köln. Auch dieses Jahr kamen über 12.500 Gothic-Fans zum 13. Amphi Festival in die Domstadt, um am 22. und 23.07.2017 sowohl ihre dunklen, teils skurrilen Outfits zu präsentieren als auch den 40 Bands auf den drei Bühnen zu lauschen. Am Tanzbrunnen feierten die Festivalbesucher in ausgelassener Stimmung zu dunklen Electro-Sounds, brachialen Rock-Rhythmen oder mittelalterlichen Klängen.

Nach den heftigen Niederschlägen an den Tagen zuvor war ich froh, dass am Samstag, meinem ersten Festivaltag, Köln unter praller strahlte. So zog ich gespannt der Dinge, die mich auf dem Amphi Festival erwarten, zum Tanzbrunnen – begleitet von einem “schwarzen Meer” der Festivalbesucher, die mal aufwendig mal einfach, mal märchenhaft und mal gruselig gekleidet waren. Hier zeigte sich wieder, wie vielfältig die Szene ist, ein Schmelzpunkt der Goths. Die schweißtreibende Hitze ließ so manches mühevolle Make-up dahin schmelzen, besonders wenn man noch von der Tanzwut gepackt war. Als ich auf dem Gelände ankam, hatte gerade “Teufel” angefangen, den vielen Fans vor der Hauptbühne noch weiter einzuheizen. Die Berliner Mittelalter-Rock-Band ließ mit ihrer Rockshow das Stimmungsbarometer steil nach oben steigen. Danach ging es mit Lord of the Lost genauso mitreißend weiter. Wer zur “Orbit Stage” wollte, musste dieses Mal auf die andere Rheinseite gehen. Denn aufgrund des Niedrigwassers konnte das Schiff, auf dem sich die Bühne befand, nicht wie gewohnt am Kennedyufer anlegen. Diejenigen, die den Fußmarsch nicht antreten wollten, blieben bei den zwei Bühnen am Tanzbrunnen oder stöberten dort in den zahlreichen Fashion- und Merchandising-Ständchen. In den Umbaupausen drehte ich auf dem Gelände immer wieder meine Runde, um die schrillen Outfits oder schwarz wallende Kleider zu bestaunen.

Inzwischen spielten Diary of Dreams, welche die Menge mit ihren melodischen Klängen begeisterten. Fast alle sangen mit und klatschten bis zum letzten Lied. Es herrschte ein tolle Festivalstimmung. Mit untergehender Sonne sank endlich etwas die Temperatur und es kam mein lang erwartetes Highlight, die staubigen Cowboys in langen Mänteln. Fields of the Nephilim, als “Urväter des Gothic” angekündigt, waren ein Publikumsmagnet und bewiesen, dass sie noch lange nicht angestaubt sind. Ihr einzigartiger mystisch-dunkler Sound  brachte den Tanzbrunnen wahrlich zum Tanzen – seit 1983 am Start und noch immer so gut. Als Headliner traten danach VNV Nation auf. Immer noch war der Platz vor der Hauptbühne proppenvoll und in ausgelassener Stimmung, so dass die Elektro-Band für ein tolles Ende des ersten Festivaltages sorgte. 

Der zweite Amphi-Tag startete warm, bewölkt und früh. Schon um 11 Uhr ging es mit Massive Ego los, bei denen um die Uhrzeit zu meiner Überraschung doch recht viele an den Tanzbrunnen gekommen sind. Bei M.I.N.E. füllte es sich das Gelände weiter und spätestens zu Stahlmann war schließlich die Arena wieder komplett gefüllt und die Menge voll dabei. Mart und seine Jungs legten schon früh den ersten Höhepunkt hin, den die Fans lautstark abfeierten. Und erneut schleiche ich zwischen den Gigs über das Gelände, um wieder die extravaganten Verkleidungen festzuhalten. Nicht weniger facettenreich zeigten sich auch die Künstler, wie beispielsweise Das Ich, das optisch wie musikalisch für Aufmerksamkeit sorgte. Trotz Schauerregen beim Auftritt von Hocico ließen sich nur die wenigsten vom “Regentanz” zu den harten Elektrobeats abhalten. Und es wirkte. Denn nur kurze Zeit später schien wieder die Sonne. Mit Spannung erwartete ich sowie viele der Festivalbesucher Combichrist, zu denen sich die schwarze Menge vor die Hauptbühne pferchte. Mit Recht, denn die Band um Andy rockte mit brachialem Sound den kompletten Tanzbrunnen. Deutlich sanfter und ruhiger ging es bei Apoptygma Berzerk im Anschluss zu, die aber auch eine durchaus große Fanbase mitbrachten, welche die Band bis zum Schluss feierten. Krönender Abschluss am Sonntag war dann Eisbrecher. Kapitän Alex, der durch seine Entertainer-Qualitäten bekannt ist, führte mit Noel Pix und seinen Mannen “volle Kraft voraus” durch ihren frechen NDH-Sound. Die Münchner Band trieb die Partylaune ganz weit nach oben und ihre Hits waren Garanten zum Mitsingen oder Mittanzen. Nachdem der letzte Ton des Headliners verklungen war, trat ich mit tausenden Schwarz-Gekleideten den Heimweg an, erfüllt von einem rundum tollen Festival und Vorfreude auf das kommende Amphi 2018.

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